ste Abscheu vor dem
Treiben los, dem ich spaeter, so oft ich konnte und so scharf ich konnte,
Ausdruck gab.
Ein Vorfall, den ich bald nach der Heimkehr erlebte, zeigte mir, dass es
nicht lauter Gleichgueltige und Aengstliche gab.
Ich sass mit den Forstmeistern der Traunsteiner Gegend in einem Bierkeller,
und das Gespraech kam selbstverstaendlich auf die Entlassung des
Reichsgruenders, auf Undank und Jaemmerlichkeit, und es wurde mit Schaerfe
gefuehrt.
Schweigend sass ein alter Forstmann aus Marquartstein am Tische, der sich,
wie man mir erzaehlte, im Kriege von 1870 oft bewaehrt und ausgezeichnet
hatte; er trank still, aber grimmig und reichlich Bier, und ploetzlich
sprang er auf seinen Stuhl und schrie saftige Majestaetsbeleidigungen uebers
Publikum hinweg.
Erschrocken fassten ihn die andern am Rockschoss und wollten ihn
herunterziehen, aber der alte Krieger war in Feuer geraten und wiederholte
hartnaeckig seine Worte, bis man ihn endlich in die Versenkung brachte.
"Und von mir aus passiert mir, was mag!" schrie er. "Das is mir wurscht
..." Es passierte ihm nichts, und es war schoen, dass sich unter den
Hunderten nicht einer fand, der den Alten denunzierte oder ihn durch
leichtfertiges Erzaehlen des Vorfalls in Verlegenheit brachte.
Fuer gewoehnlich aber und besonders im Kreise von Juristen hoerte ich nur
lederne Unterhaltungen ueber das Geschehnis, als haette sich's irgendwo in
der Fremde zugetragen, ausserhalb der Interessensphaere dieser wackeren
Beamten, und der immer wiederkehrende Refrain vom neuen Herrn und alten
Faktotum wirkte beschwichtigend auf alle.
Fuer meine Mutter hatte es den Verzicht auf liebgewordene Vorstellungen
bedeutet, als ich dem Forstwesen den Ruecken kehrte; meine Ausfuehrungen,
gegen die sie etwas misstrauisch war, wurden jedoch unterstuetzt durch die
Klagen aller in der "Post" einkehrenden Forstleute ueber das neue
Schreibwesen und die miserablen Gehaelter.
So fand sie sich darein; leichter als die alte Viktor, die sich ihre
Hoffnungen auf einen Lebensabend in der Vorder-Riss schon allzu schoen
ausgeschmueckt hatte, um sich mit einem Male davon trennen zu koennen.
Als ich aber im Frack vor ihr stand und zur Ablegung des Staatsdienereides
ins Amtsgericht schreiten musste, verzog sich ihr Gesicht zu einem
zufriedenen Laecheln, und sie erinnerte sich, dass mein Vater nach einem
lebhaften Streite, den ich als Kind mit meinen Geschwistern durchgefochten
hatte, der Meinung g
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