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sen, mit hannoeverschem Akzente, und wenn sich Unruhe bemerkbar machte, konnte er wuerdevoll sagen: "Meine Herren, ich muss um Ruhe bitten ... uebrigens, mein Name ist Lueders, ich wohne in der Friedrichstrasse Nr. 2 ..." Von seinem einzigen Leibeserben sprach er als von seinem Sohne und Korpsbruder Karl ... Zu den Originalen, an denen es in Erlangen nicht fehlte, gehoerte der Anatomiediener, ein alter Student und Korpsphilister; dann waren sehr hohe Semester vertreten, verbummelte Herren von vierzig und mehr Jahren, darunter ein Grieche, der Papadakis oder so aehnlich hiess und, als obdachlos aus der Stadt verwiesen, sich in den Bierdoerfern herumtrieb, bis er eines Tages erschlagen wurde. Von besonderer Art waren auch die Buerger, die sich ueber Mensuren und Abfuhren unterhielten; die Handlungsdiener und Friseurgehilfen, die Verbindungen gruendeten, Wein- und Bierzipfel trugen und sich studentisch gebaerdeten, und die jungen Damen, die fuer Burschenschaft oder Korps eintraten, kurz diese kleine Welt, die ich nun verliess, um sie nirgends mehr zu finden. In mein letztes Semester fiel die Erregung ueber die Entlassung Bismarcks, vielmehr der Mangel an Erregung darueber, und gerade der blieb nicht ohne Einfluss auf meine Entwicklung. Ich war nicht naseweis, und ich harrte auf die bedeutenden Worte der Aelteren. Da sah ich mit Erstaunen, wie ein ganzes Volk den Verlust seines groessten Staatsmannes und seines Kredits im Auslande wie eine Schicksalsfuegung hinnahm, ich sah, wie man hausbackene Erklaerungen dafuer, dass ein junger Kaiser keinen alten Kanzler wollte, suchte und fand, wie man die Willkuer eines Dilettanten zufrieden oder unzufrieden, aber jedenfalls ergeben trug. Nicht der Triumph der Gegner Bismarcks, die Geduld seiner ehemaligen Anhaenger brachte mich um alles glaeubige Vertrauen und schaerfte mir den Blick fuer die Knechtseligkeit des deutschen Spiessbuergers. Ein englisches Witzblatt brachte damals ein Bild, wie der Lotse das deutsche Schiff verlaesst. Es traf den Nagel auf den Kopf; aber in Deutschland sah man schweigend zu, wie unberufene Haende das Steuer ergriffen, und wie im gefaehrlichsten Fahrwasser der Zickzackkurs begann. Manches Mal noch hoerte ich in der folgenden Zeit jeder Taktlosigkeit gemuetvoll und loyal Beifall spenden, und ich fragte mich bescheiden, ob diese erfahrenen Maenner nicht am Ende besser saehen als ich. Nur allmaehlich loeste sich aus Zweifeln der gruendlich
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