ur Antwort: "Wenn ich Rektor waere, wuerde ich
ueber einen Schueler keinen Brief schreiben."
Er bewahrte mir sein Wohlwollen waehrend des ganzen Jahres wie in der
Schlusspruefung, und ich blieb ihm ueber das Gymnasium hinaus dankbar dafuer;
als Universitaetsstudent besuchte ich ihn mehrmals, und er brachte das
Gespraech gerne auf die resolute Antwort, die ich ihm damals gegeben hatte.
Im Juni meines letzten Schuljahres starb Koenig Ludwig II.
Das Ereignis machte tiefen Eindruck, und er war echt, wie er sich in
Schweigen und Niedergeschlagenheit zeigte.
Was spaeter folgte, das Herumerzaehlen von Schauergeschichten, Tuscheln,
Fluestern und Kokettieren mit Frondeurgeluesten, die doch nicht ernst
gemeint waren, erregte in mir schon damals Zweifel in die Staerke populaerer
Stimmungen. Den gepressten Buergerherzen in Landshut tat die Kunde wohl, dass
man aus irgendeinem Braeuhause einen vorher ordnungsmaessig verdroschenen
preussischen Unteroffizier der schweren Reiter hinausgeschmissen habe, weil
er in unehrerbietigen Zweifeln befangen gewesen waere.
Wenn nicht wahr, so gut erfunden. Denn wie ich an meinem Hausherrn sehen
konnte, herrschte Befriedigung, dass sich die allgemeine Erregung, und zwar
gegen Norden hin, Luft gemacht hatte.
Im August bestand ich die Schlusspruefung, die von Kennern fuer leichter als
gewoehnlich erklaert wurde. Ich moechte nicht entscheiden, ob das stimmt;
jedenfalls war man auch mit der Begruendung bei der Hand.
In Muenchen hatte ein Prinz das Absolutorium zu bestehen, und dem haette man
es nicht schwer machen wollen.
Meinen Anspruechen genuegte die Pruefung, und zu meiner Freude genuegte ich
den Anspruechen.
Ein seliger Vormittag, als wir unter dem Tore des Gymnasiums die Huellen
von den farbigen Muetzen entfernten und nun mit leuchtenden Rotkappen durch
die Stadt gingen.
Beim Abschiedskommerse hatte ich die Rede zu halten.
Meine Kommilitonen trauten mir nach etlichen dichterischen Versuchen, die
ich hinter mir hatte, Erkleckliches zu, und an tuechtigen Redensarten von
der Sonne der akademischen Freiheit haette es auch nicht gefehlt, wenn ich
nicht beim zweiten Satze steckengeblieben waere.
Ich rang nach Worten, fand kein einziges und setzte mich unter peinvollem
Schweigen hilflos nieder.
Aehnliches war nie geschehen, und ich glaube, dass es mir der Jahrgang lange
nachgetragen hat.
Die Situation rettete aber mein verehrter Studiendirektor, der sogleich
aufstand und ei
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