er Liebe wie du? Nein, meine suesse Schwester!
Erschrick nicht! Ich ahnt' es laengst nach seinen Berichten ueber dich. Und
ich sah es klar bei deinem ersten Blick auf ihn. Sorge nicht; dein
Geheimnis ist wohl gewahrt bei mir; kein Mann soll darum erfahren. Weine
nicht, bebe nicht, du suesses Kind. Ich liebe dich sehr um dieser Liebe
willen. Ich fasse sie ganz. Gluecklich, wer, wie du, in seinem Gefuehl ganz
aufgehen kann im Augenblick. Mir hat ein feindlicher Gott den
vorschauenden Sinn gegeben, der stets von der Stunde nach der Ferne
blickt. Und so seh' ich vor uns dunkeln Schmerz und einen langen, finstern
Pfad, der nicht in Licht endet. Ich kann dir aber den Stolz nicht lassen,
dass deine Liebe edler sei als meine, weil sie hoffnungslos. Auch meine
Hoffnung liegt in Schutt. Vielleicht waere es sein Glueck geworden, die
duftige Rose deiner schoenen Liebe zu entdecken: denn Valeria, - fuercht'
ich - wird die Seine nie. Doch leb wohl, Miriam! Sie kommen. Gedenke
dieser Stunde. Gedenke mein als einer Schwester und habe Dank, Dank fuer
deine schoene Liebe."
Wie ein entdecktes Kind hatte Miriam gezittert und vor der
Allesdurchschauenden fliehen wollen. Aber diese edle Sprache ueberwaeltigte
die Scheu ihres Herzens: reich flossen die Thraenen ueber die gluehendroten
Wangen: und heftig presste sie, vor Scheu und Scham und Weinen bebend, das
Haupt an der Freundin Brust.
Da hoerte man Julius kommen, Valeria abzurufen.
Sie mussten sich trennen: nur einen einzigen raschen Blick aus ihren
innigen Augen wagte Miriam auf der Roemerin Antlitz. Dann sank sie rasch
vor ihr nieder, umfasste ihre Knie, drueckte einen brennenden Kuss auf
Valerias kalte Hand und war im Nebengemach verschwunden.
Valeria erhob sich wie aus einem Traum und sah um sich.
Am Fenster in einer Vase duftete eine dunkelrote Rose.
Sie kuesste sie, barg sie an ihrer Brust, segnete mit rascher Handbewegung
die trauliche Staette, die ihr ein Asyl geboten, und folgte dann rasch
entschlossen Julius in einer gedeckten Saenfte nach dem Hafen, wo sie noch
von Totila kurzen Abschied nahm, ehe sie mit Julius das Schiff bestieg.
Alsbald drehte sich dieses mit maechtiger Wendung und rauschte zum Hafen
hinaus.
Totila sah ihnen wie traeumend nach.
Er sah Valeriens weisse Hand noch Abschied winken: er sah und sah den
fliehenden Segeln nach, nicht achtend der Geschosse, die jetzt immer
dichter in den Hafen zu rasseln begannen. Er lehnte an einer Saeule und
vergass
|