- immer
hoeher stieg das Wasser, immer rascher sank das Schiff. Er warf das Ruder
weg. "Es ist aus, alles aus, Geliebte. Lass uns Abschied nehmen." - "Nein!
nicht mehr scheiden! Muss es gestorben sein: - o dann hinweg alle Scheu,
welche die Lebendigen bindet" - und gluehend drueckte sie das Haupt an seine
Brust - "o lass dir sagen, lass dir noch gestehn, wie ich dich liebe, wie
lange schon, seit - seit immer. All' mein Hass war ja nur verschaemte Liebe.
Gott, ich liebte dich schon, da ich waehnte, ich muesse dich verabscheuen.
Ja du sollst wissen, wie ich dich liebe." Und sie bedeckte ihm Augen und
Wangen mit eiligen Kuessen. "O, jetzt will ich auch sterben - lieber
sterben mit dir als leben ohne dich. Aber nein" - und sie riss sich von ihm
los - "du sollst nicht sterben - lass mich hier, springe, schwimme,
versuch's, du allein erreichst die Insel wohl - versuch's und lass mich."
"Nein," rief er selig, "lieber sterben mit dir als leben ohne dich. Nach
so langem, langem Sehnen endlich Erfuellung! Wir gehoeren einander auf ewig
von dieser Stunde. Komm, Kamilla, Geliebte, lass uns hinab."
Schauer der Liebe und des Todes rieselten durcheinander. Er zog sie an
sich, umschlang sie mit dem linken Arm und stieg mit ihr auf den kaum noch
Hand breit ueber Wasser ragenden Steuergransen: schon schickte er sich zum
jaehen Sprunge an, - da entrang sich beiden ein froher Schrei der Hoffnung.
Blitzschnell bog vor ihren Augen um die schmale Landspitze, die unfern von
ihnen ins Meer ragte, ein Schiff mit vollen Segeln, das gerade auf sie los
eilte.
Das Schiff vernahm ihren Schrei, es erkannte jedenfalls die Lage des
sinkenden Kahns, vielleicht die Person des Koenigs: vierzig Ruder, aus zwei
Stockwerken von Ruderbaenken zugleich in die Flut getaucht, befoerderten den
Flug des raschen Fahrzeugs, das brausend vor ganzem Wind mit allen Segeln
daherschoss. Die Leute auf dem Deck riefen ihnen zu, auszuharren und bald -
es war die hoechste Zeit - lag der Bauch der Bireme neben der Gondel, die
augenblicklich versank, nachdem das Paar durch die Lukenpforte des untern
Ruderstockwerks an Bord gerettet war. Es war ein kleines gotisches
Wachtschiff, der goldene, steigende Loewe, das Wappen der Amalungen,
glaenzte auf der blauen Flagge: Aligern, ein Vetter Tejas, befehligte es.
"Dank euch, wackre Freunde," sprach Athalarich, da er wieder Worte
gefunden, "Dank! ihr habt nicht euren Koenig nur, ihr habt eure Koenigin
gerettet."
Staunend samme
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