e? Ich fuerchte, nur zu bald wirst du sie haben. Du siehst
jedoch schon jetzt: auf die Goten kannst du dich nicht stuetzen, wenn du
jene Greuel verhindern willst. Gegen sie schuetzen nur wir dich, wir, denen
du ohnehin angehoerst nach Geist und Bildung, wir Roemer. Dann, wenn jene
Barbaren laermend deinen Thron umdraengen, dann lass mich jene Maenner um dich
scharen, die sich einst gegen dich verschworen, die Patrioten Roms: sie
schuetzen dich und sich selbst zugleich."
"Cethegus," sprach die bedraengte Frau, "du beherrschest die Menschen
leicht! Wer, sage mir, wer buergt mir fuer die Patrioten, fuer deine Treue?"
"Dies Blatt, Koenigin, und dieses! Jenes enthaelt eine genaue Liste der
roemischen Verschwornen - du siehst, es sind viele hundert Namen: dies die
Glieder des gotischen Bundes, die ich freilich nur erraten konnte. Aber
ich rate gut. Mit diesen beiden Blaettern geb' ich die beiden Parteien,
geb' ich mich selbst ganz in deine Hand. Du kannst mich jeden Augenblick
bei den Meinen selbst als Verraeter entlarven, der vor allem _deine_ Gunst
gesucht, kannst mich preisgeben dem Hass der Goten - ich habe jetzt keinen
Anhang mehr, sobald du willst: ich stehe allein, allein auf dem Boden
deiner Gunst."
Die Koenigin hatte die Rollen mit leuchtenden Augen durchflogen.
"Cethegus," rief sie jetzt, "ich will deiner Treue gedenken und dieser
Stunde!" Und sie reichte ihm geruehrt die Hand.
Cethegus neigte leise das Haupt. "Noch eins, o Koenigin. Die Patrioten,
fortan deine Freunde wie die meinen, wissen das Schwert des Verderbens,
des Hasses der Barbaren ueber ihren Haeuptern hangen. Die Erschrocknen
beduerfen der Aufrichtung. Lass sie mich deines hohen Schutzes versichern:
stelle deinen Namen an die Spitze dieses Blattes und lass mich ihnen
dadurch ein sichtbar Zeichen deiner Gnade geben."
Sie nahm den goldnen Stift und die Wachstafel, die er ihr reichte. Einen
Augenblick noch zoegerte sie nachdenklich: dann aber schrieb sie rasch
ihren Namen und gab ihm Griffel und Tafel zurueck: "Hier, sie sollen mir
treu bleiben, treu wie du."
Da trat Cassiodorus ein: "o Koenigin, die gotischen Grossen harren dein. Sie
begehren dich zu sprechen."
"Ich komme! Sie sollen meinen Willen vernehmen," sprach sie heftig: "du
aber, Cassiodor, sei der erste Zeuge des Beschlusses, den diese ernste
Stunde in mir gereift, den bald mein ganzes Reich vernehmen soll: hier der
Praefekt von Rom ist hinfort der erste meiner Diener, wie er der tre
|