esuch und rief seine Sklaven, ihn anzukleiden. Bald
darauf schritt er, in dunkelgraues Trauergewand gehuellt, hinab zu dem
Gewoelbe, wo die Leiche ausgestellt lag. Gebieterisch wies er die Wachen
und die Frauen Amalaswinthens hinweg, die den Eingang hueteten und trat
geraeuschlos ein.
Es war die niedrig gewoelbte Halle, in der ehedem die Leichen der Kaiser
mit Salben und Brennstoffen waren fuer den Scheiterhaufen bereitet worden.
Das schweigende Gelass, mit dunkelgruenem Serpentin getaefelt, von kurzen
dorischen Saeulen aus schwarzem Marmor getragen, war nie von der Tageshelle
beleuchtet: auch jetzt fiel auf die duestern byzantinischen Mosaiken auf
dem Goldgrund der Wandplatten kein andres Licht als von den vier
Pechfackeln, die an dem Steinsarkophag des jungen Koenigs mit unstetem
Schimmer flackerten.
Dort lag er, auf einem tiefroten Purpurmantel, Helm, Schwert und Schild zu
seinen Haeupten.
Der alte Hildebrand hatte ihm einen Eichenkranz um die dunkeln Locken
gewunden. Die edeln Zuege ruhten in ernster, bleicher Schoene.
Zu seinen Fuessen sass in langem Trauerschleier die hohe Gestalt der
Regentin, das Haupt auf den linken Arm gestuetzt, der auf dem Sarkophage
ruhte: der rechte hing erschlafft herab. Sie konnte nicht mehr weinen.
Das Knistern der Pechflammen war das einzige Geraeusch in dieser
Grabesstille. -
Lautlos trat Cethegus ein, nicht unbewegt von der Poesie des Anblicks.
Aber mit einem Zusammenziehen der Brauen war dies Gefuehl wie ein Anflug
von Mitleid erstickt. Klarheit gilt es, sprach er zu sich selbst, und
Ruhe. Leise trat er naeher und ergriff die herabgesunkene Hand
Amalaswinthens. "Erhebe dich, hohe Frau, du gehoerst den Lebendigen, nicht
den Toten."
Erschrocken sah sie auf: "Du hier, Cethegus? Was suchst du hier?"
"Eine Koenigin."
"O, du findest nur eine weinende Mutter!" rief sie schluchzend. - "Das
kann ich nicht glauben. Das Reich ist in Gefahr und Amalaswintha wird
zeigen, dass auch ein Weib dem Vaterland den eignen Schmerz opfern kann."
"Das kann sie," sagte sie, sich aufrichtend: "Aber sieh auf ihn hin. - Wie
jung, wie schoen -! Wie konnte der Himmel so grausam sein." - "Jetzt oder
nie," dachte Cethegus. "Der Himmel ist gerecht, streng, nicht grausam."
"Wie redest du? was hatte mein edler Sohn verschuldet? Wagst du ihn
anzuklagen?" - "Nicht ich! Doch eine Stelle der heiligen Schrift hat sich
erfuellt an ihm: "Ehre Vater und Mutter, auf dass du lang lebest auf Erden."
Die
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