und trat ins Thor: da
stand ein praechtig Maedchen am Ziehbrunnen und hob den Eimer." -
"Und ich erschrak siedheiss, - zum erstenmal in meinem Leben! - als der
grosse, braeunliche Mann um die Hausecke bog mit dem krausen Bart und dem
funkelnden Helm."
"Ja, du wurdest blutrot bis in die Schlaefe und ich bat dich um einen Trunk
Wasser. Und niemals hat mein Auge ein schoener Bild gesehen als wie du dich
nun niederbeugtest und mit den kraeftigen Armen den schweren Eimer auf den
Brunnenrand hobst und mir schoepftest in dem Kuerbiskrug: reich fielen die
dichten goldbraunen Zoepfe uebers schwarze Mieder bis in die Knie und deine
Wangen waren pfirsichgleich: - o wie wacker, frisch und bluehend sahst du
aus. Und wie wacker, frisch und bluehend bist du mir geblieben seither alle
Zeit."
"Und darum, mein Witichis, auf dass ich dir bluehend bleibe, fuehre mich
nicht an den Hof. Sieh hier schon im Thal, im Suedthal der Alpen, wird mirs
oft zu schwuel und ich sehne mich nach einem Atemzug aus der Tannenluft
meiner Waldberge. Am Hofe aber in den engen Goldgemaechern - da wuerd' ich
dir verkuemmern und verschmachten. Lass du mich hier - ich will schon fertig
werden mit Nachbar Calpurnius. Und du, das weiss ich ja, du denkst doch
auch im Koenigssaal nach Haus an Weib und Kind."
"Ja, weiss Gott, mit sehnenden Gedanken. So bleibe denn hier und Gott
behuete dich, mein gutes Weib." -
Am zweiten Morgen darauf ritt Witichis wieder zurueck, die Waldhoehe hinan.
Der Abschied hatte ihn fast weich gemacht: mit Kraft hatte er den Ausdruck
des Gefuehls gehemmt, das er sich, schlicht und streng von Art, zu zeigen
scheute. Wie hing des Wackern Herz an diesem kern'gen Weib und seinem
Knaben!
Hinter ihm drein trabte Wachis, der sich's durchaus nicht hatte nehmen
lassen, dem Herrn noch eine Strecke das Geleit zu geben. Ploetzlich ritt er
zu ihm hinan. "Herr," sagte er, "ich weiss was." - "So? warum sagst du's
nicht?" - "Weil mich noch niemand drum gefragt hat." - "Nun, ich frage
dich drum." - "Ja, wenn man gefragt ist, muss man freilich reden. - Die
Frau hat dir gesagt, dass Calpurnius so ein boeser Nachbar ist?" - "Ja. Und
was soll's damit?" - "Sie hat dir aber nicht gesagt, seit wann?"
"Nein. Weisst du seit wann?" - "Nun, seit etwa einem halben Jahr. Da traf
Calpurnius einmal die Frau im Wald allein, wie sie beide glaubten. Aber
sie waren nicht allein. Es lag einer im Graben und hielt seinen
Mittagsschlaf."
"Der Faulpelz warst du."
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