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abe leicht reden und unbekuemmert sein, wenn er doch nicht in die weite Welt hinaus muesse. Pfiff nicht die Lokomotive jaemmerlicher als sonst, und schlich nicht der Zug truebseliger von Bernau herein? Was fuer rohe Menschen waren die Kondukteure, die hinter einem die Tuere zuwarfen und das verhaengnisvolle Billet mit gleichgueltiger Miene zwickten! Dann ging es im weiten Bogen herum ums Dorf. Dort sahen noch Bauernhaeuser hinter Baeumen hervor, dann kam der Blick auf den See und die Inseln. Ich habe auch spaeter noch an Heimweh gelitten, damals aber kam es wie Krankheit ueber mich. Das Oktoberfest war mir verhasst, weil das Ende der Ferien mit ihm zusammenfiel, und ich habe lange Zeit nachher den Laerm von Karussellorgeln und den Duft gebratener Heringe in Verbindung mit bitteren und schmerzlichen Gefuehlen gebracht. Der gutmuetige Onkel Joseph nahm mich auf die Theresienwiese mit in der Meinung, dass diese Freuden meinen Truebsinn verscheuchen muessten, aber der Anblick von Oberlandler Bauern oder von Schuetzen aus dem Gebirge war nur angetan, mir mein Elend erst recht fuehlbar zu machen. Daran aenderten auch die scharfen Vermahnungen des Herrn Premierleutnants nichts, der mir sagte, er habe das sogenannte Heimweh der Rekruten stets als Scheu vor Disziplin und Pflichterfuellung betrachtet, und er muesse leider annehmen, dass auch meine Wehleidigkeit darauf hinausgehe. Ich aber legte mir ein Verzeichnis der Tage meiner babylonischen Gefangenschaft an und strich jeden Abend einen aus; nach ein paar Wochen vergass ich darauf und war geheilt. Spaeterhin, als ich ueber die Flegeljahre hinausgewachsen war, halfen mir ein paar Verliebtheiten, am Aufenthalt in Muenchen mehr Gefallen zu finden. Denn natuerlich fehlte es auch an der Jugendeselei nicht; aber ich muss bekennen, dass es nie zu Erklaerungen kam. Ich bewunderte einige Mitschueler, die auf dem Eise oder sonstwo mit Backfischen verkehrten, sprachen, Arm in Arm mit ihnen gingen. Ich selber verehrte sie nur aus der Entfernung, und sogar vor ihrem Entgegenkommen versteckte sich meine Bloedigkeit hinter Trotz. Machte ich den Versuch, eine junge Dame, die im gleichen Hause wohnte, anzureden, dann war mir die Kehle wie zugeschnuert. Einmal setzte ich an, aber heiser vor Aufregung stotterte ich ein paar nichtssagende Entschuldigungen und floh eilig die Treppe hinunter. Und doch brachte mich ein Jugenderzieher, Schulmann und Rektor in ernstliche Gefahr, in
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