Kirchenfeindlichkeit der "Gartenlaube" zu eigen gemacht hatten, und die
eine aus Zeitungen zusammengelesene Freigeistigkeit gegen Altoettinger
Kalendergeschichten ins Feld fuehrten.
Sie waren die wortreichen Dialektiker, die anderen die haerteren Koepfe; bei
den nicht seltenen Wortgefechten behielten jene mit ehrlichen und
geschwindelten Zitaten recht oder schienen es zu behalten, denn im Laufe
der Zeit siegten doch die Hartkoepfigen und Konsequenten.
Die Priener Diskussionen wurden pompoes eingeleitet mit tiefgruendigen
historischen Kenntnissen und wurden verbraemt mit Schlagworten aus
Klassikern, aber sie endeten gewoehnlich mit landesueblichen Derbheiten und
Grobheiten, ja zuweilen mit Hinauswurf und Schlaegen. Ein
Buchbindermeister, dessen droehnender Bass mir unvergesslich ist, musste fast
allwoechentlich Pflaster auf seine liberale Schaedeldecke legen, denn seine
Hitze fuehrte ihn zur Betrunkenheit und seine Betrunkenheit zu aetzenden
Bemerkungen, die weniger gewandte Streiter mit Schlaegen und
Hinausschmeissen erwiderten.
Das erregte aber keinen bitteren Hass. Der Herr Buchbindermeister sass ein
paar Tage darauf, zuweilen noch mit den Spuren des Kampfes, wieder
gemuetlich bei seinen Mitbuergern und Honoratioren, die ihn misshandelt
hatten, und trank und stritt und hatte von Glueck zu sagen, wenn er zu
alten Pflastern nicht gleich neue erhielt.
So litt und stritt man in Prien noch manches Jahr nach dem unseligen
Kulturkampf.
Von seinen Gegnern merkte uebrigens der eiserne Kanzler nichts, als er auf
der Fahrt nach Gastein einige Minuten in Prien verweilen musste.
Der Bahnsteig war dicht besetzt von Einheimischen und Fremden, da der
Expeditor bekanntgegeben hatte, dass der Zug in der Station halten werde.
Der Buergermeister war mit einigen Maennern vom Gemeindeausschuss erschienen
und stand eingepresst in seinem Gehrock und schwitzend vor Aufregung in der
vordersten Reihe. Ich harrte mit Herzklopfen auf den Moment, wo ich den
grossen Mann nun wirklich sehen sollte, und als die Lokomotive, weisse
Rauchwolken auspustend, sichtbar wurde, wollte mir das Ereignis ganz
unwahrscheinlich vorkommen. Aber der Zug hielt, und Bismarck stand
wirklich am offenen Fenster.
"Ist das Prien?" fragte er den Buergermeister.
"Na, Prean", antwortete der verzagte Mann, und ein unterdruecktes Lachen
ging durch die Menge, die sich eilig vorwaerts gedraengt hatte.
Es kamen noch ein paar Fragen nach der Zahl und der Beschae
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