eden waere, und
wie Viktor, etwas aergerlich, weil sie zurueckstehen musste, den Dichter vom
Fenster aus sehr kritisch betrachtete und sagte, er saehe eigentlich nach
nichts Besonderem aus.
Und dabei hatte der Dichter doch keine aufrichtigere Verehrerin seines
"Kanzlers von Tirol" als die brave Alte, die ihn nunmehr in ihrem Unmute
verleugnete.
Felix Dahn, den Dichter des Kampfes um Rom, sah man ab und zu in Prien,
wenn er seine Verwandten im nahen Ernstdorf besuchte. Und zwei Sommer
weilte der Tuebinger Aesthetiker und Poet F. Th. Vischer als Gast in der
"Kampenwand".
Der kleine, etwas cholerische Herr liess sich von mir haeufig nach den
Inseln rudern und war mit meiner Geschicklichkeit ebenso zufrieden wie mit
der Billigkeit dieser Fahrten. Er entlohnte mich stets mit einer Halben
Bier und einem Stueckchen Kaese.
Er sprach sehr wenig und machte mir deutlich klar, dass ich nur auf Fragen
zu antworten, sonst aber das Maul zu halten haette.
Einmal fand ich ihn redselig.
Er hatte sich im Wirtshaus auf der Fraueninsel Kaffee bestellt und die
Kellnerin eindringlich ermahnt, dass ja keine Zichorienmischung darin sein
duerfe. Hernach merkte er doch den fatalen Geschmack heraus und schritt
zornig in die Kueche, wo er den erschrockenen Weibern im breitesten
Schwaebisch ihre saumaessige Frechheit und viechsmaessige Dummheit vorhielt, so
dass sie noch lange an sein aesthetisches Wesen denken mussten.
Leider wollte Viktor eines Tages an dem beruehmten Manne ihre Liebhaberei
fuer die schoene Literatur auslassen, was ihr sehr uebel bekam. Nur ganz
allmaehlich versoehnte sich Vischer wieder mit ihr, und es bedurfte
prachtvoller Strauben und duftenden Kaffees, um ihn zu ueberzeugen, dass sie
trotz allem ein ertraegliches Weibsbild waere.
So gut es ihm in der "Kampenwand" gefallen hatte, blieb er doch weg, als
ein anderer Schwabe, der Bruder eines wuerttembergischen Ministers,
auftauchte.
Es war ein pensionierter Hauptmann, der sich in der Welt als Kriegsmann
umgetan hatte.
Reiterleutnant in oesterreichischen Diensten, Freiwilliger bei den
Nordstaaten von Amerika, zuletzt Offizier in der wuerttembergischen Armee,
hatte er verschiedene Feldzuege mitgemacht und lebte nun von einem maessigen
Kapital und einer bescheidenen Pension auf groesserem Fusse, als es sich
machen liess.
Als er mit seinem Vermoegen fertig war, erschoss er sich.
Es war schade um den gebildeten, gescheiten Mann, der sich, wie ich heute
glau
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