chten zu erzaehlen von dem Bauerndirndl, das im
Beichtstuhl den Finger in ein Astloch gesteckt hatte und nicht mehr
loskam, und dann auf die Frage des Geistlichen, warum es nicht gehe, eine
undeutliche Antwort gab, die zum Missverstaendnisse fuehrte.
Jedesmal kam Fraeulein Marie in schamvolle Verlegenheit, und jedesmal
lachte der joviale Pfarrherr und erklaerte umstaendlich, dass es die
allerunschuldigste Geschichte sei.
Wir freuten uns darueber, aber einer sass am Tische, der eine saeuerliche
Miene aufsetzte, ein Kooperator aus dem Koelnischen, den die Folgen des
Kulturkampfes nach Altbayern verschlagen hatten, ein eifriger Kaempfer und
ein heimlicher Feind des gutmuetigen Pfarrers, der uebrigens die Abneigung
kraeftig erwiderte.
Ein seltsames Vorkommnis befreite ihn bald von dem unangenehmen Streiter,
aber den Prienern trug es einen Spitznamen ein, den sie heute noch nicht
angebracht haben.
Sie hatten als Denkmal fuer die gefallenen Krieger einen Friedensengel
bestellt, dessen linke Brust dem Herrn Kooperator zu gross und zu sehr
entbloesst erschien. Am Tage vor der Enthuellung ueberredete er einen
Schlosser, nachts die Brust abzufeilen. Er wurde ueber der Tat ertappt, das
Fest konnte noch verschoben und ein neuer Engel bestellt werden, aber wer
in der Umgegend einen Priener aergern will, heisst ihn heute noch
"Duttenfeiler".
Der Streit, der damals im Nachklingen noch in ganz Deutschland die Gemueter
erregte, und der spaeter selbst von den Liberalen, die ihn mit Feuereifer
betrieben hatten, als "unseliger Kulturkampf" bezeichnet wurde, teilte
auch den guten Markt Prien in zwei Lager.
Was baeuerlich war, und was am Alten hing, und was insbesondere auch noch
ueber die Verpreussung grimmige Bedenken naehrte, wandte sich mit
leidenschaftlichem Zorn gegen die neu-diokletianische Verfolgung.
Haarstraeubende Geschichten wurden gedruckt, noch haarstraeubendere erzaehlt,
und mehr als ein braver Mann im Altbayrischen glaubte, was mir der Herr
Aufschlaeger in Prien ernsthaft erzaehlte, dass Bismarck nur deshalb so
unmenschlich wuete, weil er taeglich einen Schnapsrausch habe.
Ich war gefeit gegen diese Angriffe auf meinen Helden und liess nichts auf
ihn kommen, aber ich erinnere mich wohl, mit welchem Ernste auch diese
Tatsache im Gastzimmer unserer Kampenwand besprochen wurde. Im anderen
Lager standen liberale Kaufherren und ein paar aufgeklaerte
Handwerksmeister, die sich den Rationalismus und die gemuetliche
|