chaftliche Ton ist in Liverpool vielleicht ein klein
wenig leichter als in London; doch fehlt es hier wie dort
an dem allgemeinen Interesse im Gespraech, welches die Fremden
bald einheimisch macht. Sind die gewoehnlichen Redensarten, welche
in diesem Lande immer von der allgemein angenommen Etikette
herbeigefuehrt werden, abgetan, hat man ueber Wetter und Wohlbefinden
sich ausgesprochen, so ist man in der Regel uebel daran, wenn man
von Handel und Politik nichts weiss oder nichts wissen will.
Die Maenner dieser Stadt sind fast alle auf dem festen Lande gewesen,
sie kennen fremde Sitten und Gebraeuche; dies macht sie wenigstens
toleranter gegen Auslaender. Die Frauen aber sind echte Englaenderinnen
im vollen Sinne des Worts, und im allgemeinen fehlt ihnen
die hoehere Bildung, die denn doch in einer grossen Stadt wie London
leichter zu erlangen ist als in einer Provinzstadt. Dafuer haben sie
sich tausend Beduerfnisse und Zierereien angeschafft, die ihren Reichtum
und ihren guten Ton zugleich an den Tag legen sollen, dem daran
nicht Gewoehnten aber hoechst laestig und peinlich werden.
Die Liverpooler besitzen in hohem Grade die Tugend der Gastfreiheit,
die dem Englaender in Staedten sonst weder eigen ist noch seiner
Einrichtung nach sein kann; dass aber die Langeweile an ihren
wohlbesetzten Tischen auch hier gewoehnlich praesidiert, kann
nicht geleugnet werden, wenigstens ist dies der Fall, bis die Damen
aufbrechen und den Maennern bei Wein und Politik freien Spielraum
lassen.
In Liverpool, wie in ganz Lancashire, leben viele Quaeker-Familien;
doch sind sie hier sehr ausgeartet und schaemen sich ihrer alten
einfachen Sitte. Der neumodische Ton steht ihnen wunderlich;
besonders benehmen sich die jungen Herren, welche Elegants sein
wollen, ungemein link. Sie, deren Vaeter selbst vor dem Koenige
nicht den Hut abnahmen, gruessen jetzt, zum Beispiel auf der
Promenade, fast jedermann, um zu zeigen, wie vorurteilsfrei
sie sind; ungefaehr wie elegante Juden, die, um ihre vorurteilsfreie
Bildung an den Tag zu legen, sich an oeffentlichen Orten mit
Schinkenessen Indigestionen zuziehen. In einigen Laeden fanden wir
noch Quaekerinnen in der einfachen, sauberen Kleidung, die ihre Religion
ihnen vorschreibt. Das "Du" klang in ihrem Munde so hoeflich und
bescheiden, dass unser "Ihr" uns in dem Augenblicke recht laecherlich
schien. Es handelt sich sehr gut mit ihnen; ihre Waren sind immer
von vorzueglicher Guete, sie ueberteuern ni
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