Sie," sagte der Kaiser, "Ihre Gemahlin nicht zu derangiren.
Lassen Sie uns in Ihr Cabinet gehen, ich moechte ein wenig mit Ihnen
plaudern. Der General wird die Guete haben mich hier zu erwarten."
Drouyn de L'huys verneigte sich und fuehrte den Kaiser durch ein kleines
Vorgemach in sein Arbeitszimmer, dessen Fenster durch Vorhaenge von
dunkelgruener Seide zur Haelfte verhuellt waren und dessen ganze
Ausstattung in einem grossen Tisch von Eichenholz, einigen grossen
Fauteuils und auf verschiedenen Consolen aufgestellten Antiken,
Kunstwerken von Marmor oder Bronce bestanden. In einem schoen
gearbeiteten Kamin brannte ein helles Feuer.
Napoleon legte seinen Ueberrock ab und liess sich, indem er froestelnd
zusammenschauerte, in einen tiefen Lehnstuhl vor dem Kamin nieder.
Drouyn de L'huys nahm auf seine Einladung neben ihm Platz und erwartete
schweigend die Anrede seines Souverains, der einige Augenblicke in
sinnendem Nachdenken auf die zuengelnde Flamme blickte.
"Die Lage ist ernst, mein lieber Herr Drouyn de L'huys," sagte Napoleon
endlich, indem er, wie einen raschen Entschluss fassend, sofort auf den
Gegenstand einging, der seine Gedanken beschaeftigte,--"die Lage ist
ernst, und ich muss darauf denken, sie zu verbessern. Denn," fuegte er
halb scherzend, halb wehmuethig hinzu, "die Zeit respectirt die Kronen
und den Purpur nicht. Ich werde alt und immer aelter und bevor ich aus
diesem irdischen Leben scheide, muss ich meine Angelegenheiten ordnen und
mein Haus bestellen. Mein Haus aber ist Frankreich. Sie sind so lange
der Hueter dieses Hauses gewesen, dass ich in dem ernsten Augenblick, in
dem wir uns jetzt befinden, bei Niemandem besser Rath finden kann als
bei Ihnen."
Drouyn de L'huys verneigte sich schweigend, keine Miene seines Gesichts
zeigte die geringste Bewegung; in seinen Zuegen lag nur die ehrerbietige
Aufmerksamkeit auf das, was der Kaiser ihm sagen wuerde, aber keine
Neugierde, keine Spannung es zu vernehmen.
"Sie haben," sagte der Kaiser zoegernd und eine leichte Verlegenheit
ueberwindend, "Sie haben im Jahre 1866 mit patriotischem Eifer und
begeisterter Ueberzeugung die Ansicht vertheidigt, dass ich den
Thatsachen gegenueber, welche sich in Deutschland durch die Schlacht von
Sadowa vollzogen haben, mein Veto einlegen solle, um die Constituirung
der neuen preussischen Macht zu verhindern oder fuer Frankreich diejenigen
Compensationen zu erreichen, welche uns in den Stand gesetzt haetten,
auch jen
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