mein lieber Graf," erwiderte
der Herzog mit vollkommener Ruhe, "dass ich Instructionen habe, mich ueber
die Absichten auszusprechen, welche Seine Majestaet in Betreff einer
Sache hegt, die das Gebiet officieller Unterhandlungen noch nicht
beruehrt hat.--Wenn ich also Ihre Frage beantworte, so kann ich
selbstverstaendlich nur eine ganz persoenliche Meinung aeussern, welche sich
auf die Kenntniss stuetzt, die ich von den Anschauungen meines Souverains
ueber die politischen Fragen gewonnen zu haben glaube."
Graf Beust verneigte sich leicht. Ein feines Laecheln spielte eine
Secunde um seine Lippen, dann richtete er den Blick mit erwartungsvoller
Aufmerksamkeit auf den Herzog.
"Sie wissen, mein lieber Graf," sagte dieser, "dass die Verhaeltnisse in
Europa sich fortwaehrend in einer Spannung befinden, welche eine
energische Action von einem Augenblick zum andern moeglich erscheinen
laesst. Wir haben uns frueher bereits mehrfach ueber derartige
Eventualitaeten unterhalten, und seit der Zusammenkunft in Salzburg sind
wir stets darin uebereingekommen, dass die Interessen Frankreichs und
Oesterreichs allen schwebenden politischen Fragen gegenueber die gleichen
sind.--Wir sind ferner, wie Sie auch vorhin betonten, darin
uebereingekommen, dass Italien das notwendige Mittel- und Verbindungsglied
fuer das Zusammenwirken Frankreichs und Oesterreichs bildet.--Von diesen
Praemissen ausgehend," fuhr er fort, waehrend Herr von Beust schweigend
zuhoerte, "wuerde ich nun den Abschluss eines Vertrages, welcher fuer
moegliche Faelle die Cooperation Italiens sichert und regelt, als einen
grossen Gewinn betrachten muessen.--Der Koenig Victor Emanuel ist zu einer
solchen Cooperation durchaus geneigt, doch ist er nicht in der Lage,
dieselbe eintreten zu lassen, wenn er nicht zu gleicher Zeit dem
italienischen Volk einen nationalen Gewinn dafuer versprechen kann. Die
vollstaendige Arrondirung in den nationalen Grenzen nach dem Norden hin
wuerde ein solcher Gewinn sein--um dieses Gewinns willen wuerde das
italienische Volk sich bestimmen lassen, auf Rom zu verzichten,
wenigstens so lange zu verzichten, bis vielleicht unter einem kuenftigen
Pontificat ein Modus gefunden werden kann, welcher die heute sich noch
unversoehnlich gegenueber stehenden Interessen vereinigt. Mit einem Wort,
Italien hat noch zwei Forderungen zu stellen, die eine ist Rom, welche
man von uns verlangt, die andere das italienische Tyrol, welches
_Oesterreich_ zu gewaehren im
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