und wandte sich dann zu
der Baronin von Rantow mit einer gleichgueltigen Frage, welche die
Absicht zu erkennen gab, das bisherige Gespraechsthema nicht weiter zu
behandeln.
Inzwischen hoerte man vor dem Hause einen Wagen nach dem andern
vorfahren. Bald war es das leichte Rollen eleganter Equipagen, bald der
schwerfaellig rasselnde Ton einer Droschke, und in der Bel-Etage ueber der
Wohnung des Barons liess sich das Geraeusch zahlreicher Schritte und das
dumpfe Gewirr verschiedener Stimmen hoeren.
Die weiten eleganten Raeume des obern Stockwerks, welche der
Commerzienrath Cohnheim bewohnte, und welche mit reicher, wenn auch
nicht geschmackloser, so doch etwas ueberladener Pracht ausgestattet
waren, strahlten im hellen Glanz einer intensiven Gasbeleuchtung. Die
Fenster waren ueberall durch schwere seidene Vorhaenge verdeckt, der
ziemlich grosse Tanzsaal reich mit frischen Blumen decorirt, in den
Nebensalons waren Spieltische arrangirt, die kostbaren Oelgemaelde an den
Waenden waren durch darueber angebrachte Schirmlampen in das moeglichst
beste Licht gesetzt. Kurz, es war Alles geschehen, um zu zeigen, dass der
Commerzienrath ein Mann war, welcher die Mittel besass, grosse
Gesellschaft bei sich zu empfangen, und welcher es auch verstand, durch
guten Geschmack es den Vornehmen gleich zu thun. Dass ueberall ein kleines
Zuviel oder Zuwenig in diesen Arrangements die scharfe Grenzlinie des
wirklich vornehmen Geschmacks ueberschritt oder hinter derselben
zurueckblieb, entging dem zufriedenen Blick des Commerzienraths, welcher
nach einem letzten Blick ueber die Vorbereitungen zu seinem Feste sich in
den ersten Salon begab, um die Gaeste zu empfangen, die erst langsam und
einzeln, dann immer schneller und zahlreicher zu erscheinen begannen.
Der Commerzienrath Cohnheim war eine kleine, volle und untersetzte
Gestalt, von raschen, kurzen, etwas unruhigen Bewegungen. Er mochte etwa
fuenfzig Jahre alt sein, sein kleiner runder Kopf erhob sich nur wenig
ueber die breiten, etwas hoch empor stehenden Schultern. Sein Haar
leicht in's Graue spielend, war kurz und kraus gelockt, seine scharfen
Zuege, die hervorspringende, leicht gebogene Nase, die etwas
aufgeworfenen Lippen, und die klugen, stets etwas unruhig umherspaehenden
Augen zeugten von Intelligenz und scharfer Beobachtung, waehrend um
seinen Mund ein fast stereotypes Laecheln spielte, welches halb aus
gutmuethigem Wohlwollen, halb aus befriedigtem Selbstgefuehl
zusammengesetzt
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