aus.
"Ich habe," erwiderte er, "ebenfalls Privatmittheilungen aus Paris ueber
die Gedanken erhalten, welche durch den General Tuerr dort mehrfach
angeregt worden sind, und welche, wie ich kaum bezweifeln darf, die
Billigung des Koenigs Victor Emanuel gefunden haben. Sie beziehen sich,
soviel mir darueber mitgetheilt worden, auf den Fall, dass Italien in die
Lage kommen koennte, bei einer gemeinsamen militairischen Action
Oesterreichs und Frankreichs mitzuwirken, und nach Dem, was ich darueber
gehoert, scheint mir jener Gedanke wohl der Beachtung werth zu sein, da
in ihm, wenn der in's Auge gefasste Fall eintreten sollte, jedenfalls die
Grundlage zu bestimmten Vertraegen gefunden werden koennte, die sowohl im
Interesse Frankreichs, als in demjenigen Oesterreichs wuenschenswerth
erscheinen moechten."
Graf Beust blickte einen Augenblick schweigend vor sich nieder und
spielte leicht mit den Fingern seiner seinen und schlanken Hand auf der
Decke des Schreibtisches.
"Wie mir der Fuerst Metternich mittheilt," sagte er dann im ruhigen
Conversationston, "beobachtet Herr Nigra dieser ganzen Sache gegenueber
eine sehr vorsichtige, fast kalte Zurueckhaltung, und vom hiesigen
Vertreter Italiens ist mir noch nicht die leiseste Andeutung darueber
geworden."
"Bei den eigentuemlichen Verhaeltnissen," erwiderte der Herzog, "welche
zwischen Oesterreich und Italien bestehen und bei den peinlichen
Erinnerungen aus nicht zu langer vergangener Zeit scheint es mir, dass
eine Annaeherung zwischen beiden Maechten, namentlich eine Annaeherung mit
bestimmten Zielen, mit formulirten Alliancebedingungen schwer durch
direkten Verkehr hergestellt werden koenne.--Auch giebt es Propositionen,
die man auf direktem Wege nicht eher machen kann, als bis man sicher
ist, dass sie angenommen werden. Unter solchen Verhaeltnissen scheint mir
eine vorlaeufige, nicht officielle und zunaechst nur sondirende
Verhandlung durch die Natur der Dinge angezeigt zu sein, und fuer eine
solche Verhandlung koennte dann auch der neutrale Boden eines den beiden
Maechten befreundeten Hofes das richtige Terrain werden.--Jedenfalls
glaube ich annehmen zu duerfen, dass der General Tuerr in eine solche
Negotiation nicht eintreten wuerde, wenn er nicht der vollen persoenlichen
Zustimmung des Koenigs Victor Emanuel sicher waere."--
"Und wie denkt der Kaiser Napoleon ueber die ganze Sache," fragte Graf
Beust rasch und bestimmt.
"Sie koennen natuerlich nicht voraussetzen,
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