Giftiges Kraut, gesaeet mitten unter den Weizen,
O du teuflische Saat, wie bist du vom Feinde gestreut!
Satanas hat sich dein Korn in hoellischen Scheuern gestapelt,
Hat mit beklaueten Fingern diese Aussaat verrichtet,
Dass du nun wucherst und waechst; dem gueldenen Weizen zum Schaden,
Dass du die Sonne ihm stiehlst, den naechtlichen Tau der Gestirne.
Weiche, du teuflische Brut, verkrieche dich tief in den Boden,
Krieche zur Hoelle zurueck, zum Satan, von dem du gekommen,
Nie mehr soll dich erblicken mein schwer beleidigtes Auge,
Einzig soll es sich freuen am goldenen Schimmer des Weizens!"
Daraufhin hat der Gaertner Herrn Knut Waterstream belehrt, dass das, was er
als Weizen anspreche, in Wirklichkeit junger Kopfsalat sei und dass sich
gegen das Unkraut mit Beschwoerungen nichts ausrichten lasse. Man muesse das
Zeug Stueck fuer Stueck mit der Wurzel aus der Erde herausziehen; anders gehe
es nicht.
"Lieber Freund", hat da Knut Waterstream mit melancholischer Stimme
erwidert, "wir verstehen uns nicht!"
Dann ist er gesenkten Hauptes nach Hause gegangen.
*
Es soll der Saenger mit dem Koenig gehen. Saenger hatten wir von Anfang an
genug; am 10. Mai kam der Koenig an. Ein wirklicher Koenig war es zwar
nicht, aber immerhin der Bruder eines regierenden Fuersten, eine Hoheit. Um
diese Zeit versandte unser Propagandachef, Herr Levisohn, folgende Notiz
an dreihundert Zeitungen:
"Der Andrang nach der Kuranstalt 'Ferien vom Ich' zu Waltersburg, der
besten und originellsten Heilstaette der Welt, ist enorm. Die ermuedete
Intelligenz fluechtet in unseren Frieden; die heimatlosen Kinder der Welt
kommen auf ein Weilchen zurueck ins gruenbelaubte Mutterhaus der Natur.
Kuenstler von Weltruf, Mitglieder europaeischer Regentenhaeuser sind bei uns
eingekehrt. Wie romantisch, wenn ein Heldentenor, der vergoetterte Liebling
allen Volkes, bei uns als schlichter Nachtwachtmann mit funkelndem Speer
und silbernem Horn durch die im Sternenschein liegenden Gassen schreitet,
die Stunden singend, wie es in alten Tagen geschah, oder wenn er einer
heimlich geliebten schlummernden Dame sein Troubadourlied singt; wie
ruehrend, wenn ein gefeierter Schauspieler voll Lust und mit nie ermuedender
Emsigkeit seine Gaertnerarbeit verrichtet; wie ergreifend, wenn der
Allerhoechstgeborene Herr, dessen Wink das ganze Land gehorcht, auf dessen
Stimmungen die Welt achtet, im demuetigen Bauernkleide, vo
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