aert haben."
"Nein, wirklich?" sagte Frau Lissmann zweifelnd; "es wird ein falscher
Laerm sein."
Nun redeten alle zusammen: "Gestern ist's bekannt gemacht worden:
Allgemeine Mobilmachung.--Es geht nicht nur gegen die Serben, nein auch
gegen die Russen; die stecken dahinter. Ja, jetzt wird's ernst."
Ein Maedchen stand dabei, das schlug die Schuerze vor die Augen und ging
weinend ins Haus zurueck. Ihre Eltern sahen ihr nach: "Es ist hart fuer
sie, am Sonntag haette die Hochzeit sein sollen, nun muss er in den
Krieg."
Frau Lissmann konnte kaum glauben, was sie hoerte. "Kommt, Kinder, kommt
heim; vielleicht ist ein Brief da oder eine Zeitung, ich habe noch
keine gesehen, seit wir hier sind; es waere ja schrecklich, wenn dies
alles wahr waere!"
Sie eilten; wenn sie nur irgend eine Nachricht vorfaenden! Als sie sich
dem Haeuschen naeherten, kam ihnen die Baeuerin schon entgegen: "Kuess die
Hand, gnae' Frau! Gottlob, dass Sie da sind! Wir haben alleweil nach Ihnen
ausgeschaut. Dass Sie nur nicht erschrecken: zweimal ist der
Telegraphenbote da gewesen. Zwei Telegramme hat er fuer Sie gebracht. Es
wird halt alles wegen dem Krieg sein. Droben auf dem Tisch liegt alles
beisammen."
Nun eilten sie die Treppe hinauf. Telegramme, Zeitungen, einen ganzen
Pack, fanden sie vor. Das erste Telegramm, das Frau Lissmann oeffnete, kam
von dem Lehrer in Hinterrohrbach und lautete: "Bin einberufen, muss
Philipp heimschicken." Die Mutter und die Geschwister waren bestuerzt!
Heimschicken! Das Heim war ja verschlossen!
Nun das zweite Telegramm, das kam vom aeltesten Sohn Ludwig, von dem
Einjaehrigen: "Unser Regiment kommt an die franzoesische Grenze! Ich komme
noch fuer einen Tag nach Hause."
Ja, war denn nicht nur mit Serbien und Russland Krieg? Und nicht nur
Oesterreich, auch Deutschland machte mobil? "Die Zeitungen her, Kinder!"
Sie griffen alle drei gierig danach; da stand es ja in grossen Buchstaben
ueber das ganze Blatt: _Krieg mit Russland! Krieg mit Frankreich_!
Entsetzt stand Frau Lissmann. Krieg nach beiden Seiten! Und vom Vater,
der eben nach Paris gereist war, von ihm keine Nachricht? Und der
aelteste Sohn musste sofort mit in den Krieg! Und der juengere, wo trieb
der sich herum?
Einen Augenblick stand sie wie niederschmettert von all diesen
Nachrichten, die so viel Sorgen auf einmal brachten; und auch die Kinder
verstummten. Krieg! Das war etwas, von dem man nur in der
Geschichtsstunde gehoert hatte, und nun trat
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