ngewissheit, die nun folgte. Gegenseitig
machten sie sich Mut und trugen in Geduld die Sorge.
Dann kam wieder ein Lichtstrahl, eine Karte von Wilhelm: "Wochenlang
habe ich nichts von euch gehoert, ihr wohl auch nicht von mir? Die Post
hat versagt. Aber heute: sechs Paketchen und Briefe von euch und dazu
vier gewaltige Kisten voll Liebesgaben fuer unser Regiment. Warme,
saubere Hemden! Ihr wisst nicht, was das fuer eine Wonne ist! Ich und fuenf
Kameraden steckten seit vierzehn Tagen in feinen, weissen,
spitzenbesetzten Damenhemden; die fanden wir in einer halb abgebrannten
Villa eines verwuesteten Dorfes und zogen sie an, weil unser Zeug in
Lumpen war. Jetzt schwelgen wir in warmer Unterwaesche, in Zigarren und
Wuersten und sagen tausend Dank fuer alle Liebesgaben. Was wisst ihr von
Lutz?"
Die Wochen vergingen. Wieder kam der Vater mitten am Nachmittag herauf;
er hatte einen Brief in der Hand. "Von Lutz," sagte er; aber es klang
nicht froehlich, und auf die gespannten, fragenden Blicke von Frau und
Tochter antwortete er: "Er ist gesund, aber gefangen ist er!"--"Also
doch, o Gott, gefangen!" rief die Mutter.--"Aber er lebt doch und ist
gesund," troestete Anna; "bitte, Vater, lies seinen Brief vor!"
"Ja, es steht nicht viel darin; jedenfalls werden die Briefe gelesen und
deshalb ist er in einem unnatuerlich gezwungenen Ton geschrieben; manches
ist wunderlich." Er las vor: "Liebe Eltern! Ich bin gefangen in
Frankreich; man sagt uns nicht wo. Ich habe ueber nichts zu klagen und
bin gesund. Schreibt mir an die Adresse, die aussen auf dem Brief
angegeben sein wird. Ich wuesste so gern, wie es Euch und Wilhelm geht. Es
ist hier eine schoene Gegend und waermer als bei uns. Ich gruesse Euch alle.
Meine liebe Schwester Anna soll Pater Renatus, Onkel Valentin, Exzellenz
Neuburg und Christine Ebner, mein Liebchen, von mir gruessen. Hebt auch
fuer meine Markensammlung die franzoesischen Marken gut auf. Euer treuer
Sohn und Bruder Lutz."
Sie sahen sich alle drei betroffen an. "Der Brief ist gar nicht von
Lutz!" rief Anna. "Die Leute, die wir gruessen sollen, kennen wir ja gar
nicht. Einen Pater, einen Onkel Valentin, die Exzellenz."--"Ja, es ist
ganz wunderlich; und wie sollte Lutz so ganz gewoehnliche Marken fuer
seine Sammlung wollen. Es sind vier Fuenfcentimes-Marken."--"Aber doch
fragt er nach Wilhelm, und es ist ja seine Schrift, seht nur, darueber
kann doch kein Zweifel sein."
"Dann ist er verwirrt im Kopf, fieberkrank
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