len Seiten bedroht wurde, das war eine herrliche
Aufgabe, keine grossartigere konnte das Leben bringen.
Im ganzen Haus kam keine andere Stimmung auf als diese; fuer Vater,
Mutter und Schwester gingen die Tage der Vorbereitung wie in einem
grossen Begeisterungssturm dahin.
Und dann wurde es ploetzlich still; der erste Abend ohne die Brueder! Die
waren nun fort, in der Richtung nach Frankreich,--mehr wusste man nicht.
Aber die Zurueckgebliebenen begleiteten sie in treuem Gedenken, und der
Vater, der den Krieg 1870 mitgemacht hatte, erzaehlte jetzt mehr von
seinen Kriegserinnerungen, als in den vier Jahrzehnten vorher.
"So glaenzend wie damals wird es jetzt nicht mehr gehen," sagte er. Aber
siehe da, keine acht Tage waren seit dem Ausruecken der Truppe vergangen,
da verkuendete ein Telegramm des Generalquartiermeisters von Stein: _Die
Festung Luettich erobert!_
Das war ein glaenzender Anfang und Wilhelm hatte auch seinen Anteil
daran. Bald kam ein Brief voll Glueck und Stolz: "Ich bin in Luettich
dabei gewesen und habe mitgekaempft! Ihr habt gewiss in der Zeitung
gelesen von dem Riesengeschuetz, der "fleissigen Berta", womit wir so
schnell die stolze Festung zu Fall gebracht haben. Ihr koennt Euch nicht
vorstellen, was das fuer ein Hoellenlaerm ist, wenn unser grosser Brummer
loslegt und wie der Boden wankt von der Erschuetterung. Und ist es nicht
grossartig, dass niemand etwas ahnte von solchem Riesengeschuetz? Ganz im
geheimen wurden sie in Krupps Fabrik angefertigt und alle Welt ist damit
ueberrascht worden. Es ging aber heiss her und es waren schwere Gefechte,
bis wir am 7. August als Sieger in die Stadt einziehen konnten. Dann
aber war's schoen! Anna, einmal haette ich dich hergewuenscht, du haettest
gelacht, wenn du gesehen haettest, wie ein paar von uns eine
schwarz-weiss-rote Flagge zusammen naehten, denn es war keine bei der
Hand. Wir nahmen zum schwarzen Streifen ein Stueck aus einer schnell
zerschnittenen belgischen Hose, zum weissen ein Handtuch, der rote fiel
etwas duenn aus, war ein halbes belgisches Halstuch. An einen abgehackten
Besenstiel genagelt, gab das die Flagge, die auf dem Wall aufgepflanzt
wurde. Es kann nichts Schoeneres geben, als nach hartem Kampf eine
deutsche Flagge hissen!--Was wohl Lutz erlebt, wir wissen nichts
voneinander. Gruesst ihn."
Kaum zwei Wochen spaeter laeuteten wieder die Siegesglocken in der Stadt,
und von Mund zu Mund ging's: _Grosser Sieg in Lothringen_, 10000
Franzo
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