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Wirtin einen Buben zum Pfarrer, er moechte doch den Toten beerdigen, den die Soldaten nicht im Haus dulden wollten. Der Pfarrer liess sagen, man moege das Grab richten, er werde den Toten beerdigen, aber es muesse in aller Stille und Heimlichkeit geschehen, um die Feinde nicht zu weiterer Gewalttat zu reizen. Vom Dorf aus brachten vier Traeger den Sarg mit dem Toten. Niemand als seine Frau und seine Kinder begleiteten ihn. Am Eingang des Friedhofs trat der Pfarrer zu ihnen und ging dem Zug voraus. Als sie durch das Tor des Friedhofs traten, wurde, wie es der Brauch war, das Friedhofgloecklein gelaeutet. Der Pfarrer blieb bestuerzt stehen: "Wer laeutet? Wisst ihr nicht, dass die Kosaken auch das Laeuten bei Todesstrafe verboten haben?" "Ach, Herr Pfarrer," sagte die Frau erschreckt, "es ist ja nur das Sterbegloeckchen! Ich habe den Messner gebeten, dass er laeutet. Das werden die Unmenschen doch erlauben. Mein Mann soll doch nicht ohne Gelaeute zu Grabe getragen werden." Der Pfarrer hoerte kaum auf sie, er wandte sich an ihren aeltesten Buben: "Spring zum Messner! Er soll das Laeuten sein lassen, es kann ihm das Leben kosten!" Der kleine Leichenzug war am Grab; der Sarg wurde eingesegnet und versenkt. Aber in das Gebet, das der Pfarrer in tiefem Ernst ueber dem Grab sprach, drang von ferne wildes Geschrei. Die Kosaken waren beim ersten Glockenton vom Lager aufgefahren, sie hielten sich fuer verraten. Im Nu war ein ganzer Schwarm beisammen. Wuetend stuermten ein paar von ihnen nach der Kirche. Der Gloeckner wurde in einem Augenblick ueberwaeltigt und lag tot im Glockenturm. Nun suchten sie nach dem Pfarrer, denn der hatte gewiss das Zeichen zum Verrat gegeben. Sie drangen in den Friedhof ein, der hinter der Kirche lag. Beim Anblick der wilden Rotte liefen die Sargtraeger und die Wirtin mit ihren Kindern unter lautem Geschrei davon. Der Pfarrer allein blieb, das Kruzifix in der Hand, an dem noch offenen Grab stehen. Er deutete hinein. "Ich habe nur getan was meines Amtes ist," sagte er zu ihnen in ihrer Sprache, "das Laeuten der Sterbeglocke geschah gegen meinen Willen." Da wechselten sie ein paar Worte mit einander und beschlossen, den Pfarrer gefesselt fortzufuehren. Im Augenblick waren ihm die Haende auf den Ruecken gebunden. Dabei riss einer der Kosaken ihm das Kruzifix aus der Hand. "Versuendige dich nicht," sagte der Pfarrer, "lege es dem Toten auf sein Grab," und der Kosak gehorchte seinem Gefangenen.
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