machte eine einladende Handbewegung und sagte ruhig und furchtlos in
russischer Sprache: "Kommt herein, der Tisch ist schon fuer euch
gedeckt!"
Sie folgten ihm. Es war ein freundlicher Anblick, dieses Wohnzimmer mit
dem grossen weissgedeckten Esstisch. Die Kosaken mochten in solchem Raum
noch nicht oft gewesen sein. Eine Christusfigur an der Wand, die Haende
segnend ausgebreitet, schien die Eintretenden willkommen zu heissen. Die
Frau des Pfarrers mit den Kindern stand gerade unter der Figur.
"Das ist meine Frau und meine Kinder," sagte der Pfarrer ruhig. Die
beiden Kleinen traten zutraulich heran. "Meine Frau kann nicht russisch,
aber sie kann gut kochen. Bringe du das Essen selbst auf den Tisch,
Luise," fuegte er in deutscher Sprache hinzu.
Neugierig sahen die Kinder zu, wie die Soldaten nun ihr Gepaeck ablegten.
Der eine warf das seinige auf das Sopha; da bedeutete ihm der Anfuehrer,
es auf den Boden zu legen. In der feinen Umgebung, bei der gastlichen
Aufnahme, wollten sie auch nicht die rohen Kerle sein. Und nun trug die
Pfarrfrau das Essen auf, die Kinder traten an den Tisch und falteten die
Haende. Der Pfarrer sprach das Tischgebet, die Kosaken taten mit, sie
waren ganz im Bann des Pfarrhausfriedens.
Was draussen in der Kueche Maruschka zitternd und bebend zubereitet hatte,
was sie aus dem Keller herausgeholt, das schmeckte den Kosaken aufs
beste.
Waehrend des Essens besorgte Maruschka eifrig, was ihr die Pfarrfrau
aufgetragen: die schoenen Betten im Gastzimmer ueberzog sie mit frischer
Waesche. Nach Tisch geleitete der Pfarrer die mueden Soldaten hinauf und
lud sie ein, es sich behaglich zu machen. Die Pfarrleute atmeten
erleichtert auf; der Pfarrer wagte den Talar abzulegen, seine Frau
sorgte voraus fuer das Abendessen und hatte die gute Zuversicht, dass die
Kosaken in den weichen Betten wohl bis zum Abend schlafen wuerden.
So kam es auch; aber nach dem Essen gingen die Soldaten fort und suchten
ihre Kameraden im Wirtshaus auf. Dort war ein wuestes Treiben; das ganze
Wirtshaus lag voll Kosaken, die assen und tranken bis tief in die Nacht
hinein, und zuletzt brach Streit aus. Der Wirt wollte den
Kellerschluessel nicht ausliefern, den die Kosaken verlangten. Er
weigerte und wehrte sich; ploetzlich zog einer der Soldaten die Pistole
und schoss den Wirt nieder.
Noch in der Nacht kam die Nachricht von der Gewalttat ins Pfarrhaus und
am fruehen Morgen, waehrend die Russen noch schliefen, schickte die
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