selbst an einem Schalter stehen und hoerte,
wie er die Aengstlichen zu beruhigen suchte. Sein spaetes Kommen musste dem
Direktor aufgefallen sein. Er hatte wohl schon Sorge gehabt, auch dieser
Beamte moechte abreisen. Nun winkte er Kolmann freundlich zu und dachte,
es sei doch gut gewesen, dass er ihm schon gestern doppelten Gehalt
angeboten hatte. So etwas schlaegt keiner aus--meinte der Direktor.
Sobald der Vater die Wohnung verlassen hatte, suchten die Kinder ihre
Mutter auf. Aber sie fanden die Mama nicht heiter und froehlich wie
sonst; verweint sah sie aus, gab ihnen ein paar Bonbons und sorgte, dass
sie moeglichst schnell mit dem Schwesterchen unter der Aufsicht der
Kinderfrau spazieren gingen. Denn sie wollte allein sein, um ordentlich
nachdenken zu koennen. Bisher hatte sie das Nachdenken ihrem Mann
ueberlassen; er hatte alles fuer die Familie aufs beste eingerichtet und
jederzeit gewusst, was geschehen musste. Nur heute nicht. Es war ihr
ungewohnt und schrecklich, ihn so unsicher und aufgeregt zu sehen. Die
Ohrfeige, die kam doch nur daher, dass er es nicht ertragen konnte, wenn
sein Bub gegen die Deutschen Partei nahm. Also war er mit seinem Herzen
auf deutscher Seite und es zog ihn jetzt hinueber zum deutschen Heer.
Aber sie konnten doch nicht fort und alles preisgeben, was sie hatten!
Bei dem blossen Gedanken war ihr, als wankte der Boden unter ihren Fuessen.
Waehrend sie so in der Stille darueber nachdachte, glaubte sie im
Kinderzimmer die Stimme ihres Paul zu hoeren. Aber der war doch wohl fort
mit der Kinderfrau? Sie ging nachzusehen. An dem grossen Tisch stand Paul
ganz allein, eifrig beschaeftigt Soldaten aufzustellen, denen er laute
Befehle gab.
"Mama," sagte er, "die Bonne hat mir erlaubt daheim zu bleiben, wenn ich
ganz still im Zimmer spielen wuerde. Sie meinte, es werde dir schon recht
sein, und wir wollten dich nicht stoeren. Mama, warum bist du so traurig,
und warum ist Papa auch nicht wie sonst?"
"Das kommt vom Krieg, Kind."
"Mama, die Bonne hat mich gefragt, ob wir richtige Franzosen seien, weil
wir alle Deutsch koennten. Der Hausmeister hat ihr gesagt, wir seien
Elsaesser. Wie ist das eigentlich?"
"Es ist am besten, du redest nicht mit den Leuten darueber."
"Das will ich auch nicht, nur wissen moechte ich es, Mama. Sieh, da
stehen meine Franzosen und da die Deutschen; wenn ich nun Elsaesser
habe, wohin muss ich sie stellen?"
Er sah auf und wunderte sich, dass die Mutter keine An
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