gern anvertraut.
Wenn ich nur schon 18 Jahre alt waere statt 13, dann wuerde ich vielleicht
auch in manches eingeweiht. Statt dessen muss ich in die Schule gehen,
als wenn kein Krieg waere. Die Mutter versteht, dass ich keine Lust dazu
habe; als ich es aber vor dem Vater sagte, kam ich nicht gut an. Er sah
erstaunt auf mich und sagte: "Ich hoffe doch von meinem Maedel, dass es
dasselbe tut, wie unsere Soldaten!" Ich verstand nicht gleich, was er
damit meinte, bis er sagte: "Die Soldaten tun ihre Pflicht; mancher tut
sogar noch mehr. Wenn du in diesem Schuljahr noch mehr lernen willst,
als nur das Noetige, so soll es mich freuen."
Da schwieg ich ueber die Schule. Es ist ja auch einerlei; denn ob man zu
Hause ist, oder in der Schule, bei den Grosseltern auf dem Land oder bei
den Eltern in der Stadt, man denkt doch an gar nichts anderes, als an
den Krieg und man hat keinen andern Wunsch, als dass wir Deutsche siegen!
Das Pfarrhaus in Ostpreussen.
In Ostpreussen waren die Russen eingebrochen. Das herrliche, bluehende
Land, das an das riesige russische Reich grenzt, musste den ersten
Anprall der Feinde aushalten. Wohl kaempften die todesmutigen preussischen
Grenadiere gegen den eindringenden Feind und hinderten ihn, weiter nach
Deutschland vorzuruecken; aber Ostpreussen war der Kampfplatz und ehe das
Volk nur recht wusste, dass der Krieg erklaert sei, begann schon die
Verwuestung des Landes.
Ein Teil der Bewohner war noch rechtzeitig geflohen, aber wer Haus und
Hof, Aecker und Vieh besitzt, verlaesst nicht so leicht die Heimat.
Da lag ein Pfarrdorf friedlich in fruchtbarer Gegend. Mit Entsetzen
hoerten die Einwohner von der nahen Gefahr, aber sie flohen nicht. "Wir
koennen nicht," sagten sie zueinander, "wie sollten wir das machen?
Wohin? Wovon sollen wir uns ernaehren? Was mit den Kranken anfangen, und
wo das Vieh unterbringen? Nein, es geht nicht."
Vom Nachbarort hatte man freilich gehoert, dass viele Familien gefluechtet
waren, auch der Pfarrer.
"Unser Pfarrer wird auch gehen," sagten sie zu einander, "er hat seine
Mutter in Danzig. Dorthin wird er seine Frau und seine Kinder bringen;
da sind sie gut aufgehoben und bekommen ihr Brot umsonst. Wir wollen ins
Pfarrhaus gehen und hoeren, was der Herr Pfarrer meint."
Der Pfarrer sass am Schreibtisch und hatte die Zeitung aufschlagen vor
sich. Seine junge Frau lehnte neben ihm und sah zugleich in das Blatt,
aus dem er ihr die Kriegsnachrichten vorlas.
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