verschieden von den allgemein gueltigen, und wenn sie nicht
samt und sonders richtig waren, so waren sie doch auf Grund eigenen
Nachdenkens und tueftelnder Bauernschlauheit gefunden, und darum ganz gewiss
anregender als alle gedruckten Zeitungsmeinungen.
Zu mir hatte der Alte Zuneigung gefasst, die auf innigem Vertrauen beruhte.
Er lebte in dauernder Feindschaft mit dem Bauern, der ihm den Austrag
reichen musste, und da seine eigene Kraft nicht mehr ausreichte, musste ich
die Bosheiten ausueben, die zum Wachhalten eines gediegenen Aergers
notwendig waren.
Ich erledigte die Aufgaben mit Geschick und erwarb mir die Zufriedenheit
des braven Bosch.
Manchmal besuchten ihn zwei Leidensgenossen, Austraegler, die in
benachbarten Haeusern lebten, und dann sangen sie zu dritt mit duennen
Kopfstimmen alte Lieder.
Eines handelt vom Rueckzug aus Russland.
Ich habe spaeter den Versuch gemacht, den Text zu erhalten, aber von den
Alten lebte laengst keiner mehr, und so blieben meine Nachforschungen
vergeblich.
Tuer an Tuer mit dem alten Bosch wohnte ein ausgedienter Zimmermann, der
Martin, der Leitern machte, Saegen feilte, die Bauern rasierte, Uhren
richtete und als Viehdoktor in Ansehen stand.
Er hatte einem Hausierer eine Bibel abgekauft, vermutlich aus keinem
andern Grunde, als weil die Geistlichkeit vor dem heiligen Buche warnte
und es nicht dulden wollte.
Martin sass oft mit einer grossen Hornbrille auf der Nase vor dem
dickleibigen Exemplar und versuchte herauszufinden, wo denn eigentlich die
geistliche Obrigkeit der Schuh drueckte. Ich glaube nicht, dass er darauf
gekommen ist, aber es passte ihm gut, dass er infolge seiner verbotenen
Studien bei den Bauern fuer einen Mann galt, der geheimes Wissen besaesse.
Im Pfarrhof erhielt man natuerlich auch Kenntnis davon, aber der alte
Geistliche Rat Hefter kannte seine Pappenheimer und wusste, dass Zureden
nichts helfen und das Aergernis nur vergroessern konnte.
Wenn er dem Bibelforscher auf der Strasse begegnete, sagte er bloss: "O mei
Martin, du werst aa alle Tag duemmer ..." Das sprach sich herum und nuetzte
mehr als Eifer und heftiges Schelten.
Der Geistliche Rat war noch aus der alten Schule; ein gemuetlicher,
behaebiger Mann, Verehrer einer trefflichen Kueche, eines guten Trunkes und
Freund aller Menschen, die ihre Ruhe haben wollten und ihn selber in Ruhe
liessen.
Seine volkstuemlichen Predigten waren beruehmt, und mancher Sommergast ging
in die Kir
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