rzog," sagte Graf Beust mit ernstem Nachdruck, indem er den
leichten Conversationston, in dem das Gespraech bisher gefuehrt war,
vollstaendig aufgab--"da die Unterhaltung, welche wir in diesem
Augenblick ueber theoretische Hypothesen fuehren und in welcher wir unsere
persoenlichen Meinungen austauschen, vielleicht in irgend einem frueheren
oder spaeteren Moment eine Bedeutung fuer concrete Verhaeltnisse gewinnen
koennte, so liegt mir daran, genau und klar die Anschauungen
auszusprechen, welche auch bei einer solchen Moeglichkeit fuer mich immer
massgebend sein und bleiben wuerden. Oesterreich," fuhr er fort, "bedarf
absolut der Ruhe, es bedarf der friedlichen Entwickelung von mindestens
zehn Jahren, um seine inneren Kraefte wieder zu staerken und seine inneren
Verfassungszustaende zu consolidiren. Oesterreich kann und wird niemals,
so lange ich seine Regierung zu leiten habe, die Initiative zu einer
Action uebernehmen, welche Europa in gefahrvolle Unruhe stuerzen und die
Zukunft des Kaiserstaats vor Allem gefaehrden wuerde. Wenn--wie Sie
vorauszusetzen scheinen, an Frankreich die Aufgabe herantreten sollte,
sein Prestige und seine Stellung unter den europaeischen Maechten
noethigenfalls mit den Waffen in der Hand wieder auf die alte Hoehe zu
erheben, so wird, davon koennen Sie ueberzeugt sein, keine Regierung mit
groesseren Sympathien auf ein solches Streben der franzoesischen Nation
blicken, als die oesterreichische, welche, wie ich frueher constatirt
habe, und wie ich heute wiederhole, in fast allen europaeischen Fragen
mit Frankreich gleiche Interessen hat. Die Phasen eines solchen
Conflicts und seiner Consequenzen lassen sich nicht vorher bestimmen. Es
laesst sich deshalb auch nicht mit Sicherheit sagen, ob nicht im Verlauf
solcher Ereignisse ein Augenblick kommen koennte, welcher Oesterreich
trotz seines Friedensbeduerfnisses die Pflicht auferlegt, activ in die
Verhaeltnisse einzugreifen.--Ich vermoechte mir heute keine Eventualitaet
zu denken, welche ein solches moegliches Eingreifen Oesterreichs im
_Gegensatz_ zu Frankreich rechtfertigen koennte.--In dieser Anschauung
liegt die Haltung bezeichnet, welche mir fuer Oesterreich vorgeschrieben
scheint. Weiter zu gehen, ohne die aeusserste Notwendigkeit aus der
gebotenen Reserve herauszutreten, waere fuer einen oesterreichischen
Staatsmann ein Verbrechen--und vor Allem wuerde ich wenigstens niemals
die Verantwortlichkeit auf mich nehmen, durch Oesterreich aus dem von
ih
|