iehung schuld.
Das toerichte Froschverbindungswesen zum Beispiel war aus einem Punkte
leicht zu kurieren. Haette man die Jugend angehalten, in Mut und
koerperlicher Gewandtheit zu wetteifern, so waeren ihr sogleich die Folgen
heimlicher Saufgelage veraechtlich erschienen. Durch strenge Verbote reizte
man gerade die Tuechtigsten zur Uebertretung, die nun Auszeichnung im Kampfe
gegen drakonische Massregeln suchten. Dazu kam, dass Philister dieser
Verbindungen, Faehnriche, Studenten, Praktikanten, zuweilen sogar aeltere
Esel, mit kommersierten und mit den darueber hocherfreuten Pennaelern die
Burschenhuete durchstachen.
Das leuchtende Vorbild fuer frische Jungen konnte damals ein
aufgeschwemmter Student sein, der sich in ein paar Semestern um Gesundheit
und Tatkraft soff. Heute verachtet jeder Schueler einen Mann, der in den
zwanziger Jahren schon an Folgen des Trinkens leidet, heute ruehmt er den
besten Bergsteiger, Schneeschuhlaeufer, Ballspieler, kennt hervorragende
Leistungen und traeumt davon, sie zu uebertreffen.
Und es gibt Lehrer, die diesen Geist foerdern und nicht entsetzt daran
denken, dass ein Tag im Freien die Lust am Praeparieren trueben koennte. Sie
stellen sich, wie ich hoere, auch auf einen andern Fuss zu den Schuelern.
Wenn ich eine stattliche Reihe von Professoren in der Erinnerung an mir
vorueberziehen lasse, finde ich kaum einen darunter, der uns ein
wohlwollender Freund oder gar ein Kamerad gewesen waere. Sonderlinge,
Tyrannen, die Aufruhr witterten, gute Kerle, die seufzend ihren Dienst
taten, waren sie Lenker unserer Geschicke, misstrauische Vorgesetzte, aber
niemals Kameraden. Es wurde ungeheuer viel Respekt verlangt und recht
wenig eingefloesst. Leichte Dinge wurden unmaessig schwer genommen, und man
dachte wohl gar nicht daran, wie empfindlich die Jugend gegen die
Unwahrheit ist, die in jeder Uebertreibung steckt.
Ich halte fuer die beste Erziehung die, die jungen Menschen Widerwillen
gegen Taktlosigkeit und Unbescheidenheit einfloesst. Da ist Vorbedingung ein
herzliches Verhaeltnis zu den Lehrern. Das unsere war so, dass wir alle,
auch da, wo wir das Recht auf seiten der Lehrer sahen, Partei gegen sie
nahmen. Das natuerliche Empfinden der Jugend entscheidet sich aber, wenn es
nicht durch schaedigende Einfluesse beirrt wird, immer fuer das Recht. Der
schaedliche Einfluss war das ganze System. Heute ist, wie ich sehen kann,
vieles besser geworden. Und ich glaube, die Schueler von heute werde
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