ach sehnte, den Glauben an die Schoenheit
historischer Bilder wiederzufinden, und wie mir's nicht mehr gelingen
wollte.
Ich sah nur mehr kostuemierte Personen. Groesse, Tragik des Geschehens hatten
ihre starke Wirkung verloren.
Ich brachte den ketzerischen Gedanken nicht los, dass unter den meisten
dieser Bilder auch irgend was anderes stehen koennte, denn ob man bei
Giengen, Ampfing oder sonstwo Schwerter schwang und Spiesse vorstreckte,
das machte doch keinen Unterschied. Ich ging nun durch das Nationalmuseum,
das ich haeufig aufsuchte, ohne den Wandgemaelden Beachtung zu schenken,
desto mehr aber der Sache selbst. Ruestungen, Waffen, Trachten,
handwerklichen, kuenstlerischen Erzeugnissen, die mir die Vergangenheit
wirklich lebendig machten.
Ich bedauere es noch heute, dass mir jede Fuehrung fehlte, die mir Wissen
und Verstaendnis, die ich mir muehsam und stueckweise errang, ganz anders
haette beibringen koennen. Aber ich hatte niemand, und in der Schule fehlte
schon gar jede Anregung, die mich gefoerdert haette.
Nichts wurde so trocken gelehrt wie bayrische Geschichte, und ich glaube,
dass man das heute in jeder Dorfschule besser macht. Ist es die
Vaterlandsliebe weckende Geschichte, die nichts zu erzaehlen weiss als
Erbschaftsstreitigkeiten der Wittelsbacher, die Spaltung und
Wiedervereinigung von Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
und Bayern-Muenchen?
Vom Volke hoerte man nichts, von seinem Leben, von Bauart, Kunst und
Handwerk, von Handel und Wandel im Lande, ja kaum etwas von den
kunstreichen und klugen Maennern, die unser Stamm hervorgebracht hat.
Der Gymnasiast lief in Muenchen an Kirchen, Palaesten, Brunnen und
Denkmaelern vorbei, und sie waren ihm nichts als totes Gestein und Erz.
Sustris, Frey, Hans Krumper, Muelich, Peter Candid und Christoph
Angermaier und viele andere waren leere Namen, wenn sie schon wirklich in
Pregers Lehrbuch standen, und doch waere es moeglich gewesen, mit ein paar
Hinweisen, am Ende gar auf einem Gange durch die Stadt, dem Schueler
bleibendes Wissen beizubringen.
Man lernte in zwei Zeilen auswendig, dass Johann Turmair, genannt
Aventinus, der grosse Geschichtsschreiber Bayerns war, aber auch nur eine
Seite von ihm zu lesen, passte nicht in den Rahmen des bayrischen
Geschichtsunterrichtes. Es ist nicht bloss mir, es ist am Ende allen so
gegangen: wenn man das Gymnasium verliess, hatte man nichts gelernt und
erfahren, was einem die Heimat wertvoller
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