m werden sah beim Lobe des alten Oberfoersters, dann wurde mir
der Vater wieder lebendig vor Augen gestellt und er selbst sowie seine
Umgebung mit einem romantischen Schimmer umkleidet, der fuer mich daran
haften blieb. Bauer sprach von ihm mit einer fast kindlichen
Anhaenglichkeit, liess keinen andern Jaeger und Schuetzen neben ihm was
gelten, und es kam ihm dabei auch nicht auf Uebertreibungen an.
Das stach so sehr von dem Wesen dieses harten Lenggriesers ab, dass es viel
staerker wirkte wie lange Reden und schoene Worte.
Er kam spaeter auf einen ruhigen Posten in die Naehe Muenchens, diente unter
verschiedenen Vorgesetzten, heiratete, hatte Kinder und stand neben der
Jagd einem kleinen Anwesen vor, aber wie sich sein Leben auch aenderte, in
der Anhaenglichkeit an seinen ersten Oberfoerster blieb er sich die
Jahrzehnte hindurch gleich. Wenn ich ihn besuchte, als Student, als Anwalt
und spaeter, als ich laengst Schriftsteller geworden war, sass er mir zuerst
schweigsam gegenueber, fragte mich kaum nach meinen Schicksalen und wurde
erst vertraut, wenn er die Rede auf meinen Vater gebracht hatte. Dazu bot
ihm jedes Ding Anlass. Eine Pfeife, die er vom Rahmen holte und die noch
von meinem Vater her stammte, der oesterreichische Landtabak, den auch mein
Vater geraucht hatte, ein Hirschgeweih aus der Riss, eine alte Buechse, die
natuerlich viel besser hingegangen war als die neuen, eine gemalte Scheibe,
auf die mein Vater geschossen hatte, kurz alles, was ehrwuerdige Beziehung
zur Riss und ihrem Oberfoerster hatte.
Dass ein Sohn des verehrten Mannes ihm gegenueber sass, machte ihn sogar
mitteilsam, und er erzaehlte in seiner trockenen Art von Zusammenstoessen mit
Wilderern oder Lumpen, wie man im Isarwinkel sagte, bei denen es sich
recht selbstverstaendlich um Tod und Leben gehandelt hatte.
Trat seine Frau, die allerhand Gutes auftragen musste, in die Stube, dann
hoerte er sogleich zu reden auf und rauchte bedaechtig vor sich hin, und er
fuhr in seiner Erzaehlung erst wieder fort, wenn sie hinausgegangen war.
"Sie braucht's net z' wissen", sagte er. Bei den Herbstjagden, die der
Regent im Gebirge abhielt, musste Bauer alljaehrlich Dienst leisten. Dabei
erregte er das Missfallen des Jagdpersonals, weil er das Verstaendnis der
Lebenden fuer gar nichts achtete und hartnaeckig darauf stehenblieb, dass man
bloss frueher, wie noch der Max Thoma Oberfoerster in der Riss war, die Jagd
richtig und weidmaennisch betrieben habe
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