aubte er es doch zu sein. Die Vernichtung der spanischen Flotte, die
Eroberung von Cadix, an der ihm Voltaire wenig oder gar kein Teil laesst,
hielt er so sehr fuer sein Werk, dass er es durchaus nicht leiden wollte,
wenn sich jemand die geringste Ehre davon anmasste. Er erbot sich, es mit
dem Degen in der Hand gegen den Grafen von Nottingham, unter dem er
kommandiert hatte, gegen seinen Sohn, gegen jeden von seinen Anverwandten
zu beweisen, dass sie ihm allein zugehoere.
Corneille laesst den Grafen von seinen Feinden, namentlich vom Raleigh, vom
Cecil, vom Cobhan, sehr veraechtlich sprechen. Auch das will Voltaire nicht
gutheissen. "Es ist nicht erlaubt", sagt er, "eine so neue Geschichte so
groeblich zu verfaelschen, und Maenner von so vornehmer Geburt, von so
grossen Verdiensten, so unwuerdig zu misshandeln. "Aber hier koemmt es ja gar
nicht darauf an, was diese Maenner waren, sondern wofuer sie Essex hielt;
und Essex war auf seine eigene Verdienste stolz genug, um ihnen ganz und
gar keine einzuraeumen.
Wenn Corneille den Essex sagen laesst, dass es nur an seinem Willen
gemangelt, den Thron selbst zu besteigen, so laesst er ihn freilich etwas
sagen, was noch weit von der Wahrheit entfernt war. Aber Voltaire haette
darum doch nicht ausrufen muessen. "Wie? Essex auf dem Throne? mit was fuer
Recht? unter was fuer Vorwande? wie waere das moeglich gewesen?" Denn
Voltaire haette sich erinnern sollen, dass Essex von muetterlicher Seite aus
dem koeniglichen Hause abstammte, und dass es wirklich Anhaenger von ihm
gegeben, die unbesonnen genug waren, ihn mit unter diejenigen zu zaehlen,
die Ansprueche auf die Krone machen koennten. Als er daher mit dem Koenige
Jakob von Schottland in geheime Unterhandlung trat, liess er es das erste
sein, ihn zu versichern, dass er selbst dergleichen ehrgeizige Gedanken
nie gehabt habe. Was er hier von sich ablehnte, ist nicht viel weniger,
als was ihn Corneille voraussetzen laesst.
Indem also Voltaire durch das ganze Stueck nichts als historische
Unrichtigkeiten findet, begeht er selbst nicht geringe. Ueber eine hat
sich Walpole[1] schon lustig gemacht. Wenn naemlich Voltaire die erstern
Lieblinge der Koenigin Elisabeth nennen will, so nennt er den Robert
Dudley und den Grafen von Leicester. Er wusste nicht, dass beide nur eine
Person waren, und dass man mit eben dem Rechte den Poeten Arouet und den
Kammerherrn von Voltaire zu zwei verschiedenen Personen machen koennte.
Ebenso unverzeihli
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