m Schlusse des
letzten Aufzuges gemaess sein muss."
"Alle Symphonien zu Trauerspielen muessen praechtig, feurig und geistreich
gesetzt sein. Insonderheit aber hat man den Charakter der Hauptpersonen
und den Hauptinhalt zu bemerken und darnach seine Erfindung einzurichten.
Dieses ist von keiner gemeinen Folge. Wir finden Tragoedien, da bald
diese, bald jene Tugend eines Helden oder einer Heldin der Stoff gewesen
ist. Man halte einmal den 'Polyeukt' gegen den 'Brutus', oder auch die
'Alzire' gegen den 'Mithridat': so wird man gleich sehen, dass sich
keinesweges einerlei Musik dazu schicket. Ein Trauerspiel, in welchem die
Religion und Gottesfurcht den Helden oder die Heldin in allen Zufaellen
begleiten, erfordert auch solche Symphonien, die gewissermassen das
Praechtige und Ernsthafte der Kirchenmusik beweisen. Wenn aber die Grossmut,
die Tapferkeit oder die Standhaftigkeit in allerlei Ungluecksfaellen im
Trauerspiele herrschen: so muss auch die Musik weit feuriger und lebhafter
sein. Von dieser letztern Art sind die Trauerspiele 'Cato', 'Brutus',
'Mithridat'. 'Alzire' aber und 'Zaire' erfordern hingegen schon eine etwas
veraenderte Musik, weil die Begebenheiten und die Charaktere in diesen
Stuecken von einer andern Beschaffenheit sind und mehr Veraenderung der
Affekten zeigen."
"Ebenso muessen die Komoediensymphonien ueberhaupt frei, fliessend und
zuweilen auch scherzhaft sein; insbesondere aber sich nach dem
eigentuemlichen Inhalte einer jeden Komoedie richten. So wie die Komoedie
bald ernsthafter, bald verliebter, bald scherzhafter ist, so muss auch die
Symphonie beschaffen sein. Zum Exempel die Komoedien 'Der Falke' und 'Die
beiderseitige Unbestaendigkeit' wuerden ganz andere Symphonien erfordern
als 'Der verlorne Sohn'. So wuerden sich auch nicht die Symphonien, die
sich zum 'Geizigen' oder zum 'Kranken in der Einbildung' sehr wohl
schicken moechten, zum 'Unentschluessigen' oder zum 'Zerstreuten' schicken.
Jene muessen schon lustiger und scherzhafter sein, diese aber
verdriesslicher und ernsthafter."
"Die Anfangssymphonie muss sich auf das ganze Stueck beziehen; zugleich
aber muss sie auch den Anfang desselben vorbereiten und folglich mit dem
ersten Auftritte uebereinkommen. Sie kann aus zwei oder drei Saetzen
bestehen, so wie es der Komponist fuer gut findet.--Die Symphonien
zwischen den Aufzuegen aber, weil sie sich nach dem Schlusse des
vorhergehenden Aufzuges und nach dem Anfange des folgenden richten
solle
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