nnen!--Wie ist es
moeglich, dass ihm nicht beifiel!--Ueberlegte er denn nicht?" Oh, lasst uns
ja schweigen; wir glauben ihn zu demuetigen, und wir machen uns in seinen
Augen laecherlich; alles, was wir besser wissen, als er, beweiset bloss,
dass wir fleissiger zur Schule gegangen, als er; und das hatten wir leider
noetig, wenn wir nicht vollkommne Dummkoepfe bleiben wollten.
Marmontels Soliman haette daher meinetwegen immer ein ganz anderer
Soliman, und seine Roxelane eine ganz andere Roxelane sein moegen, als
mich die Geschichte kennen lehret: wenn ich nur gefunden haette, dass, ob
sie schon nicht aus dieser wirklichen Welt sind, sie dennoch zu einer
andern Welt gehoeren koennten; zu einer Welt, deren Zufaelligkeiten in einer
andern Ordnung verbunden, aber doch ebenso genau verbunden sind, als in
dieser; zu einer Welt, in welcher Ursachen und Wirkungen zwar in einer
andern Reihe folgen, aber doch zu eben der allgemeinen Wirkung des Guten
abzwacken; kurz, zu der Welt eines Genies, das (es sei mir erlaubt, den
Schoepfer ohne Namen durch sein edelstes Geschoepf zu bezeichnen!) das,
sage ich, um das hoechste Genie im Kleinen nachzuahmen, die Teile der
gegenwaertigen Welt versetzet, vertauscht, verringert, vermehret, um sich
ein eigenes Ganze daraus zu machen, mit dem es seine eigene Absichten
verbindet. Doch da ich dieses in dem Werke des Marmontels nicht finde,
so kann ich es zufrieden sein, dass man ihm auch jenes nicht fuer genossen
ausgehen laesst. Wer uns nicht schadlos halten kann oder will, muss uns
nicht vorsaetzlich beleidigen. Und hier hat es wirklich Marmontel, es sei
nun nicht gekonnt, oder nicht gewollt.
Denn nach dem angedeuteten Begriffe, den wir uns von dem Genie zu machen
haben, sind wir berechtiget, in allen Charakteren, die der Dichter
ausbildet oder sich schaffet, Uebereinstimmung und Absicht zu verlangen,
wenn er von uns verlangt, in dem Lichte eines Genies betrachtet
zu werden.
Uebereinstimmung:--Nichts muss sich in den Charakteren widersprechen; sie
muessen immer einfoermig, immer sich selbst aehnlich bleiben; sie duerfen
sich itzt staerker, itzt schwaecher aeussern, nachdem die Umstaende auf sie
wirken; aber keine von diesen Umstaenden muessen maechtig genug sein koennen,
sie von Schwarz auf Weiss zu aendern. Ein Tuerk und Despot muss, auch wenn er
verliebt ist, noch Tuerk und Despot sein. Dem Tuerken, der nur die sinnliche
Liebe kennt, muessen keine von den Raffinements beifallen, die eine
ver
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