s ihn hinrichten. Hierauf wandte er
seine Waffen gegen den Phraates und foderte die Befreiung seines Bruders.
Phraates, der sich des Schlimmsten besorgte, gab den Demetrius auch
wirklich los; aber nichtsdestoweniger kam es zwischen ihm und Antiochus
zum Treffen, in welchem dieser den kuerzern zog und sich aus Verzweiflung
selbst entleibte. Demetrius, nachdem er wieder in sein Reich gekehret
war, ward von seiner Gemahlin Kleopatra aus Hass gegen die Rodogune
umgebracht; obschon Kleopatra selbst, aus Verdruss ueber diese Heirat, sich
mit dem naemlichen Antiochus, seinem Bruder, vermaehlet hatte. Sie hatte
von dem Demetrius zwei Soehne, wovon sie den aeltesten, mit Namen Seleukus,
der nach dem Tode seines Vaters den Thron bestieg, eigenhaendig mit einem
Pfeile erschoss; es sei nun, weil sie besorgte, er moechte den Tod seines
Vaters an ihr raechen, oder weil sie sonst ihre grausame Gemuetsart dazu
veranlasste. Der juengste Sohn hiess Antiochus; er folgte seinem Bruder in
der Regierung und zwang seine abscheuliche Mutter, dass sie den
Giftbecher, den sie ihm zugedacht hatte, selbst trinken musste."
In dieser Erzaehlung lag Stoff zu mehr als einem Trauerspiele. Es wuerde
Corneillen eben nicht viel mehr Erfindung gekostet haben, einen
"Tryphon", einen "Antiochus", einen "Demetrius", einen "Seleukus" daraus
zu machen, als es ihm, eine "Rodogune" daraus zu erschaffen, kostete. Was
ihn aber vorzueglich darin reizte, war die beleidigte Ehefrau, welche die
usurpierten Rechte ihres Ranges und Bettes nicht grausam genug raechen zu
koennen glaubet. Diese also nahm er heraus; und es ist unstreitig, dass
sonach sein Stueck nicht "Rodogune", sondern "Kleopatra" heissen sollte.
Er gestand es selbst, und nur weil er besorgte, dass die Zuhoerer diese
Koenigin von Syrien mit jener beruehmten letzten Koenigin von Aegypten
gleichen Namens verwechseln duerften, wollte er lieber von der zweiten,
als von der ersten Person den Titel hernehmen. "Ich glaubte mich", sagt
er, "dieser Freiheit um so eher bedienen zu koennen, da ich angemerkt
hatte, dass die Alten selbst es nicht fuer notwendig gehalten, ein Stueck
eben nach seinem Helden zu benennen, sondern es ohne Bedenken auch wohl
nach dem Chore benannt haben, der an der Handlung doch weit weniger teil
hat, und weit episodischer ist, als Rodogune; so hat z.E. Sophokles
eines seiner Trauerspiele 'Die Trachinerinnen' genannt, welches man
itziger Zeit schwerlich anders, als den 'sterbenden Herkules' n
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