rgesparet bleiben sollten, haelt sich bei Begebenheiten
auf, die weiter nichts miteinander gemein haben, als dass sie zugleich
geschehen. Diese miteinander zu verbinden, ihre Faden so durcheinander zu
flechten und zu verwirren, dass wir jeden Augenblick den einen unter dem
andern verlieren, aus einer Befremdung in die andere gestuerzt werden; das
kann er, der Witz; und nur das. Aus der bestaendigen Durchkreuzung solcher
Faeden von ganz verschiednen Farben entstehet denn eine Kontextur, die in
der Kunst eben das ist, was die Weberei Changeant nennet: ein Stoff, von
dem man nicht sagen kann, ob er blau oder rot, gruen oder gelb ist; der
beides ist, der von dieser Seite so, von der andern anders erscheinet;
ein Spielwerk der Mode, ein Gaukelputz fuer Kinder.
Nun urteile man, ob der grosse Corneille seinen Stoff mehr als ein Genie
oder als ein witziger Kopf bearbeitet habe. Es bedarf zu dieser
Beurteilung weiter nichts, als die Anwendung eines Satzes, den niemand
in Zweifel zieht: das Genie liebt Einfalt; der Witz Verwicklung.
Kleopatra bringt, in der Geschichte, ihren Gemahl aus Eifersucht um. Aus
Eifersucht? dachte Corneille: das waere ja eine ganz gemeine Frau; nein,
meine Kleopatra muss eine Heldin sein, die noch wohl ihren Mann gern
verloren haette, aber durchaus nicht den Thron; dass ihr Mann Rodogunen
liebt, muss sie nicht so sehr schmerzen, als dass Rodogune Koenigin sein
soll, wie sie; das ist weit erhabner.--
Ganz recht; weit erhabner und--weit unnatuerlicher. Denn einmal ist der
Stolz ueberhaupt ein unnatuerlicheres, ein gekuenstelteres Laster, als die
Eifersucht. Zweitens ist der Stolz eines Weibes noch unnatuerlicher, als
der Stolz eines Mannes. Die Natur ruestete das weibliche Geschlecht zur
Liebe, nicht zu Gewaltseligkeiten aus; es soll Zaertlichkeit, nicht Furcht
erwecken; nur seine Reize sollen es maechtig machen; nur durch Liebkosungen
soll es herrschen und soll nicht mehr beherrschen wollen, als es geniessen
kann. Eine Frau, der das Herrschen, bloss des Herrschens wegen, gefaellt,
bei der alle Neigungen dem Ehrgeize untergeordnet sind, die keine andere
Glueckseligkeit kennet, als zu gebieten, zu tyrannisieren und ihren Fuss
ganzen Voelkern auf den Nacken zu setzen; so eine Frau kann wohl einmal,
auch mehr als einmal, wirklich gewesen sein, aber sie ist demohngeachtet
eine Ausnahme, und wer eine Ausnahme schildert, schildert ohnstreitig das
minder Natuerliche. Die Kleopatra des Corneille, die so eine Fr
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