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meisten Muenchner Touristen kennen. Nach dem Feldzuge kam er wieder in die Vorder-Riss und brachte als Trophaeen einen franzoesischen Kuerass und mehrere Chassepotgewehre mit. Der Kuerass regte meine kindliche Phantasie an, weil er eine tiefe Schussbeule trug. Mit den Chassepots aber machte mein Vater gruendliche Schiessproben, wie er ueberhaupt fuer Gewehre ein eingefleischtes Interesse zeigte. Jede Schusswaffe, die ein Jaeger fuehrte, wurde von ihm genau untersucht, zerlegt und ausprobiert. Das Werdergewehr, das den bayrischen Jaegerbataillonen gute Dienste geleistet hatte, fand seine besondere Bewunderung, und eine Werder-Puerschbuechse, die er zu Weihnachten erhielt, machte ihm die groesste Freude. Er schoss sie auf jede Entfernung ein, und als er dabei eine Henne, die sich an die Isar hinunter verlaufen hatte, auf sehr weite Distanz hinlegte, erhielt er von der Hausmutter eine eindringliche Vorlesung ueber Sparsamkeit und Besonnenheit in reiferen Jahren. Zu Anfang der siebziger Jahre erregte die Welt jener Streit um das Unfehlbarkeitsdogma. In Staedten und Doerfern kam es zu heftigen Wortkaempfen und zum Eintritt in die altkatholische Kirche. Mein Vater stand auf der Seite seines alten Rektors _Doellinger_ und sah kopfschuettelnd, wie sich so ploetzlich Gewissensfragen erheben konnten. Allein als Forstmann und Jaeger befasste er sich nicht heftig mit den Fragen, und er bedurfte auf seiner gruenen Insel keines Vereins und keiner Partei, um fuer sich ein Gegner des unduldsamen Wesens zu bleiben. Meine Mutter aber hing zu sehr an der alten Sitte und den alten Formen, als dass sie sich ein Urteil angemasst haette. Sie hatte sich den Grundsatz zurechtgelegt, dass man sich aus den Lehren der Kirche das viele Gute und Schoene entnehmen und sonst nicht nachgruebeln und kritisieren solle. Wenn sie das in spaeteren Jahren zu mir sagte, nickte sie bekraeftigend mit dem Kopfe dazu, und ich sah ihr an, dass sie zufrieden war, einen so sicheren Standpunkt gewonnen zu haben. Sie hat nach ihrer Religion gelebt und fasste - tiefer als manche theologische Abhandlung - das Wesen des Christentums in dem Satze zusammen, "dass man niemandem wehe tun duerfe". Um religioese Meinungen anderer hat sie sich ihr Leben lang nicht gekuemmert. Eine sich mehr gegen Zwang auflehnende Natur war unsere "_alte Viktor_". Ich bin um einen Titel verlegen, der ihre Wirksamkeit richtig bezeichnen koennte. "Stuetze der Hausfrau"
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