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erung, er muesse Gebirgsluft atmen. Unterm 3. Juli 1869 schreibt Hohenlohe ins Tagebuch, der Koenig sei "in die Riss entflohen, um der Ankunft des Kaisers von Oesterreich zu entgehen". Wenn es dabei diplomatische Schwierigkeiten ergab, dann wusste man jedenfalls in der Riss nichts davon; diese kleine Welt freute sich, wenn der Koenig kam. Seine Ankunft erfolgte oft unvermutet und war erst wenige Stunden vorher durch einen Vorreiter angesagt. Die Vorbereitungen mussten dann schnell geschehen. Der mit Kies belegte Platz vor dem Koenigshause wurde gesaeubert, Girlanden und Kraenze wurden gebunden, alles lief hin und her, war emsig und in Aufregung. Es gab fuer uns Kinder viel zu schauen, wenn Kuechen- und Proviantwagen und Hofequipagen vorauskamen, wenn Reiter, Koeche, Lakaien diensteifrig und laermend herumeilten, Befehle riefen und entgegennahmen, wenn so ploetzlich ein fremdartiges Treiben die gewohnte Stille unterbrach. Die Forstgehilfen und Jaeger mit meinem Vater an der Spitze stellten sich auf; meine Mutter kam festtaeglich gekleidet mit ihrem weiblichen Gefolge, und auch wir Kinder durften an dem Ereignis teilnehmen. Das Gattertor flog auf, Vorreiter sprengten aus dem Walde heran, und dann kam in rascher Fahrt der Wagen, in dem der Koenig sass, der freundlich gruesste und seine mit Baendern verzierte schottische Muetze abnahm. Meine Mutter ueberreichte ihm einen Strauss Gartenblumen oder Alpenrosen, mein Vater trat neben sie, und in der lautlosen Stille hoerte man ein leise gefuehrtes Gespraech, kurze Fragen und kurze Antworten. Dann fuhr der Wagen im Schritt am Hause vor, der Koenig stieg aus und war bald, gefolgt von diensteifrigen Maennern in blauen Uniformen, verschwunden. In uns Kindern erregte die Ankunft des Koenigs stets die Hoffnung auf besondere Freuden, denn der freundliche Kuechenmeister versaeumte es nie, uns Zuckerbaeckereien und Gefrorenes zu schenken, und das waren so seltene Dinge, dass sie uns lange als die Sinnbilder der koeniglichen Macht und Herrlichkeit galten. Aus Erzaehlungen weiss ich, dass Ludwig II. schon damals an Schlaflosigkeit litt und oft die Nacht zum Tage machte. Es konnte vorkommen, dass mein Vater aus dem Schlafe geweckt und zum Koenig gerufen wurde, der sich bis in den fruehen Morgen hinein mit ihm unterhielt und ihn nach allem Moeglichen fragte, vermutlich weniger, um sich zu unterrichten, als um die Stunden herumzubringen. Wenn wir zu Bett gebracht wurden
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