nd
Gesittung in das Land. In Tigrie entstand das koenigliche Axum mit seinen
hohen Obelisken, Inschrifttafeln und Koenigsgraebern, und die aethiopischen
Fuersten schlugen Gold- und Kupfermuenzen. - Doch griff diese Art hoher
Kultur, deren Bluete in das 4. bis 7. Jahrhundert faellt, erst nach der
Einfuehrung des Christenthums um sich.
Laut predigen heute noch von der alten Herrlichkeit die Ruinen der einst
maechtig bluehenden Koenigsstadt in der Provinz Tigrie. Sie sind, wenige
andere zerstreute Reste abgerechnet, das einzige, was an die alte
Glanzzeit Abessiniens erinnert und der Zielpunkt aller Reisenden, welche
das aethiopische Hochland aufsuchen. Noch zu Anfang des 16. Jahrhunderts,
als der Portugiese Alvarez sich dort aufhielt, muessen manche merkwuerdige
Bauwerke daselbst vorhanden gewesen sein, die seitdem verschwunden sind.
In einer alten deutschen Uebersetzung seines Reiseberichtes heisst es:
"Chaxuma hat vieler schoener Wohnungen uff der Erde gebavet, da eine jede
seinen springenden Brunnen hat, und das Wasser den Lewen zum Rachen
herausspringet, welche aus gesprenkelten Marmelsteinen zierlich gemacht
sind.... Man findet auch an den Haeusern viel alter seltzamer Figuren, in
gar reine und harte Steine gehawen, als Lewen, Hunde, Vogel u. s. w." Auch
jetzt enthaelt Axum noch sehenswerthe Monumente, Obelisken, Stelen,
Koenigsgraeber, Opferaltaere, ueber die wir durch Salt, Rueppell und Heuglin
genaue Auskunft erhalten haben.
Der Anblick der in einer Niederung zwischen vulkanischen Huegeln
ausgebreiteten Stadt mit ihren zahlreichen Kirchen, Obelisken, Wachholder-
und Feigenbaeumen ist ueberraschend schoen. Noch ehe man das Thal betritt,
begegnet man von Osten kommend einem kleinen schlanken Obelisk, um den
mehrere aehnliche umgestuerzt in Truemmern liegen; etwas weiter sind
Schutthuegel mit Opfersteinen und einer 7 Fuss hohen Stele (Inschriftstein),
deren eine Seite eine aethiopische, die andere eine griechische Inschrift
vom Axumitenkoenig Aizanas enthaelt. Von hier fuehrt ein in den Fels
gehauener Weg oder Wasserleitung in die Stadt. Ueber den geraeumigen
Marktplatz gehend, erreicht man bald ein niedriges Plateau mit einem
riesigen Feigenbaum, dessen Stamm an 50 Fuss Umfang hat. Hier ist das
eigentliche Obeliskenfeld. Einen sonderbaren Kontrast bilden diese
schlanken, oft mit einfachen und zierlichen Ornamenten fast ueberladenen
Monolithe und Stelen zur bescheidenen Bauart der meist runden, mit Stroh
gedeckten
|