. September 1831
landete er auf Massaua an der abessinischen Kueste, wo er den Rest des
Jahres und den naechsten Fruehling zu Ausfluegen in die Umgebung, nach
Arkiko, dem Thale Modat, den Dahalakinseln und nach den Ruinen von Adulis
benutzte. Am 29. April 1832 trat er dann den Marsch nach dem inneren
Hochlande an, welches vor ihm wissenschaftlich nur von Bruce und Salt
beschrieben worden war. Wurde auch die ganze Reise gluecklich zurueckgelegt,
so verlief sie doch nicht ohne grosse Gefahren, denn in Tigrie, wo gerade
Ubie ans Ruder gelangt war, wuetheten noch die grausamsten Buergerkriege.
Fuer diesen Herrscher hatte Rueppell ein sonderbares Geschenk, naemlich eine
schwere Kirchenglocke bestimmt, deren Transport auf dem Ruecken von
Maulthieren viel Muehe verursachte, aber mit grosser Freude angenommen
wurde, da Glocken in Abessinien sehr selten sind. Um sich einen Schutz auf
der Reise zu verschaffen, lieh Rueppell einem abessinischen Grosshaendler 600
Maria-Theresia-Thaler und zog nun durch den Tarantapass auf Halai, die
abessinische Grenzstation, zu. Schon hatte er sein Gepaeck in Massaua zur
Ueberfahrt nach dem Festlande zurechtgelegt, als ihm von einem betrunkenen
tuerkischen Soldaten, der eine Pistole auf ihn abschoss, fast das Leben
geraubt und die grosse, wohl vorbereitete Reise verhindert worden waere. Von
Halai wandte sich Rueppell in suedlicher Richtung nach Atigrat am Fusse des
hohen Alequa, kreuzte am 20. Juli das tiefe Thal des reissenden Bergstroms
Takazzie und stieg hierauf in die hohen, oft von Schnee bedeckten, kuehn
geformten Alpen der Provinz Semien, wo er den fast 12,000 Fuss hohen Pass am
Selkiberge ueberschritt und auf den Alpenwiesen in jener Region neben
Ericabueschen jene seltsame, in ihrer Form an die Palmen erinnernde
Pflanze, die Dschibarra, entdeckte, welcher Fresenius den Namen
_Rhynchopetalum montanum_ gegeben hat. Am 12. Oktober hielt er seinen
Einzug in die Koenigsstadt Gondar, wo er der Absetzung des Koenigs Saglu
Denghel beiwohnte und bis zum 18. Mai 1833 verweilte. Die Zwischenzeit
benutzte er zu einem Ausfluge in die heissfeuchte Niederung (Kolla) von
Workemeder und Ermetschoho, noerdlich von Gondar, wo seine Elephantenjaeger
reichliche Beute fanden. Dann zog er dem Ostufer des Tanasees entlang,
dessen Hoehe ueber dem Meere er zum ersten male zu 5732 Fuss bestimmte.
Weiterhin gelangte er dann zu der Stelle, wo unfern der beruehmten _Bruecke
von Deldei_ der Abai oder Blaue Nil dem Tanasee
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