ischer Beziehung geblieben, so wurde doch ein guter Theil
des Volks und Reiches in den inneren Zwisten dem Ruin zugefuehrt.
In der folgenden Periode regierten bis 1753 acht Koenige, mehr oder minder
kraeftig, die aber alle nicht hindern konnten, dass die Macht der Haeuptlinge
wuchs, die Herrscherwuerde im Ansehen immer mehr sank und das Reich sich
unaufhaltsam in seine Theile aufloeste, sodass allmaelig die drei Staaten
_Amhara_ in der Mitte, _Tigrie_ im Norden, _Schoa_ im Sueden sich unter
eigenen Fuersten herausbildeten, die den ohnmaechtigen Koenig im Palaste zu
Gondar nur dem Scheine nach anerkannten. Unter Koenig _Joas_ (1753-1769)
hatte der Statthalter von Tigrie, der furchtbare _Ras Michael_, als eine
Art von Major Domus die ganze Macht an sich gerissen, den Kaiser umbringen
lassen und dessen bejahrten Grossoheim, Johannes, gleich einer Puppe auf
den Thron erhoben, und als dieser fuenf Monate spaeter starb, dessen jungen
Sohn Tekla Haimanot II. zu seinem Nachfolger ernannt. Jene Zeiten, die uns
Bruce mit grosser Anschaulichkeit als Augenzeuge schildert, bilden eines
der blutigsten Blaetter in der Geschichte Abessiniens.
[Illustration: Krieger von Schoa. Nach Harris.]
Sturz und Erhebung, Buergerkrieg und Mord wechseln miteinander ab und die
Menge der auftretenden Namen, der unzufriedenen Haeuptlinge, der ermordeten
Statthalter ist geradezu verwirrend. Durch stete Treulosigkeit suchten
sich die abessinischen Haeuptlinge gegenseitig zu ueberlisten, wobei ihnen
meist eheliche Verbindungen als Deckmantel dienten, um das unglueckliche
Land fortwaehrenden Verheerungskriegen preiszugeben, welche stets nur zur
Befriedigung des individuellen Ehrgeizes, niemals aber im Interesse des
Reiches gefuehrt wurden. Durch so viele Veraenderungen und durch die
bestaendigen Buergerkriege war die Herrschermacht so in Verfall gerathen,
dass das Koenigthum nur noch in dem Palaste des jeweiligen Koenigs zu Gondar
thatsaechlich bestand, ausserhalb desselben aber so wenig, dass die meisten
der nominellen Unterthanen _nicht einmal den Namen des Herrschers
kannten_. Die Existenz des Koenigs war nur eine Aegide fuer den _Ras_ oder
Protektor des Reiches, der nur durch Erhebung eines Koenigs auf seinen
Thron und durch Beschuetzung desselben seine eigene Wuerde erhielt, sonst
aber ganz nach seinem eigenen und seiner Grossen Gutduenken schaltete. Unter
ihm standen die vielen Reichsvasallen, die Provinzial-Gouverneure, deren
Wuerde erblich ist
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