tzugeben und auf diese Weise eine politische Verbindung
zwischen Frankreich und Schoa einzuleiten. Dieses einseitige Vorgehen
suchten aber in Englands Interesse die deutschen Missionaere, namentlich
Krapf, zu verhindern, indem sie den Koenig bewogen, eine Botschaft nach
Bombay zu senden, um einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit England
abzuschliessen. Als Erwiederung dieser Botschaft erschien dann die
glaenzende Ambassade unter Kapitaen Harris.
Inzwischen war Rochet in Paris angekommen und hatte die dortige Regierung
seinem Wunsche, mit Schoa in Verbindung zu treten, geneigt gefunden.
Nachdem er eine Beschreibung seiner Reise herausgegeben hatte ("_M. Rochet
d'Hericourt, Voyage sur la cote occidentale de la Mer Rouge, dans le pays
__d'Adel et le Royaume de Choa._" Paris 1841), kehrte er im Auftrage
seiner Regierung und der Pariser Akademie der Wissenschaften wieder nach
Schoa zurueck. Kaum an der Kueste angelangt, wusste er es durchzusetzen, dass
der Koenig von Schoa befahl, keinen andern Europaeer, sei er Franzose oder
Englaender, ausser ihm nach Schoa kommen zu lassen, bei Verlust des Lebens.
Infolge dessen mussten denn die deutschen Missionaere Krapf, Isenberg und
Muehleisen von Zeyla aus, wohin sie sich 1842 zu einer zweiten Reise nach
Schoa begeben hatten, unverrichteter Dinge umkehren. Rochet bereiste nun
weit und breit das Innere des Landes und gab uns in einem zweiten Werke
("_Second voyage_", Paris 1846) neue werthvolle Nachrichten ueber Schoa.
Nach Isenberg erhielt Rochet nur durch ein listiges Vorgeben die Erlaubniss
des Koenigs, in das Innere von Schoa vorzudringen. Er behauptete naemlich,
nur dann den Koenig heilen zu koennen, wenn er ein Praeparat von einem
ungeborenen Hippopotamus mache, das er aus einem fernen See holen muesse.
Das nachtheiligste Licht auf Rochet's Wahrheitsliebe und Glaubwuerdigkeit
wirft indessen wol, was der deutsche Missionaer Ludwig Krapf ueber ihn
berichtet. Beide befanden sich im November 1839 im Kriegslager des Koenigs
Sahela Selassie von Schoa, der auf einem Feldzuge gegen die Galla
begriffen war. Man war in der Naehe der Quellen des Hawaschflusses, allein
beide Europaeer bekamen sie nicht zu Gesicht, waehrend Rochet sich in seinem
Reisewerke fuer deren Entdecker ausgiebt. Der biedere Krapf giebt uns den
noethigen Kommentar zu dieser wissenschaftlichen Schwindelei. "Rochet" so
schreibt Krapf, "sagte zu mir im Verlaufe des Feldzuges, dass wir angeben
muessten, die Quellen
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