nig oder Kaiser _Saglu
Denghel_ noch mehr zur Unbedeutendheit herabdrueckte, als dieses bisher mit
den Herrschern geschehen war. Fuer seinen Lebensunterhalt waren diesem
Herrscher ueber Abessinien nur 300 Maria-Theresia-Thaler jaehrlich
geblieben, welche die in Gondar wohnenden Muhamedaner als eine Art
Kopfsteuer zu entrichten hatten. Mit dieser unbedeutenden Summe und dem
Betrage einiger wenigen zufaellig eingehenden Strafgelder musste die ganze
Hofhaltung bestritten werden. Die hierdurch entstehende grosse finanzielle
Bedraengniss, bei welcher der Titularkoenig des Reiches kaum die noethigsten
Mittel zur Anschaffung seiner Nahrung hatte, war es wol, welche Saglu
Denghel auf den Gedanken brachte, dass, da in Abessinien der Herrscher
zugleich als das hoechste Haupt der Landeskirche angesehen wird, er auch
das Recht haben muesse, diejenigen Schenkungen, welche seine Vorfahren in
gluecklichen Zeiten der Kirche gemacht hatten, jetzt, da der Thron dieselbe
zu seinem eigenen Bestehen nothwendig habe, wenigstens theilweise
zurueckzuverlangen. Er erklaerte dieses im Anfange des Jahres 1833 den in
Gondar anwesenden Geistlichen, brachte aber dadurch den ganzen Klerus
gegen sich auf - also genau so wie bei uns, wenn z. B. ein Koenig von
Italien die Kirchengueter zum Besten des Landes einzieht, nur mit anderm
Erfolge. Dass Soldaten sich der Einkuenfte vieler Kirchengueter bemeisterten,
hatte man freilich geschehen lassen muessen, weil es nicht verhindert
werden konnte; aber in die Schmaelerung der kirchlichen Revenuen als etwas
Gesetzliches von freien Stuecken einzuwilligen, dazu war die abessinische
Geistlichkeit ebenso wenig zu bewegen, wie irgend ein Klerus Europa's.
Saemmtliche Geistliche von Gondar verfuegten sich also zum Kaiser und
protestirten energisch gegen die Neuerung, ja, sie fingen sogar an, die
Kirchen zu schliessen und jegliche geistliche Funktion einzustellen,
worueber besonders die alten Frauen in Bestuerzung geriethen. Am 19. Januar
1833 begab sich die ganze Geistlichkeit in feierlichem Aufzuge zum
Protektor Ras Ali nach Fangia und bat denselben dringend, dem Saglu
Denghel die Koenigswuerde zu nehmen, weil er sich derselben durch die
Einfuehrung ketzerischer Neuerungen in dem zwischen Staat und Kirche
bestehenden Verhaeltnisse unwuerdig gemacht habe. Solche Versuche, fuegten
sie hinzu, wuerden ohne allen Zweifel den Ruin des Reiches nach sich ziehen
und von jeher sei ja auch ein Angriff auf die geistlichen Rechte v
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