mindern?"
"Wir koennen es nicht," erwiderte Graf Daru, "so lange von anderer Seite
nicht der Anfang gemacht wird."
"Das alte Wechselspiel," sagte Herr Thiers, "Jeder will, dass der Andere
zuerst abruesten soll. Ich muss Ihnen sagen," fuhr er fort, "dass mir das
Alles sehr bedenklich erscheint. Sehen Sie die Geschichte an, namentlich
die neuere und neueste Geschichte, so werden Sie immer finden, dass,
sobald die Frage der militairischen Abruestung zwischen zwei Maechten
ernsthaft discutirt wird, jedesmal bald darauf ein Krieg folgt. Halte
ich dies mit dem in Aussicht genommenen Plebiscit zusammen, so muss ich
darauf zurueckkommen, was ich vorhin sagte--"
Er wandte sich zu dem General Changarnier--"Dass naemlich unser tapfrer
Freund hier doch noch Gelegenheit finden koennte, seinen Degen im
Dienste Frankreichs zu ziehen. Glauben Sie mir," fuhr er fort, "ich habe
fuer so Etwas einen gewissen Scharfblick,--dies Plebiscit ist der
Vorlaeufer einer auswaertigen Action. Der naechste Schritt," sprach er
weiter, "den England thun muss, wenn seine Vermittlung wegen der
Abruestung keinen Erfolg hat--den Schritt, dem sich schliesslich ganz
Europa wird anschliessen muessen, muss der sein, dem Kaiser zu sagen: 'Sie
haben nicht das Recht, die Welt in ewiger Unruhe zu erhalten, Sie haben
den Krieg fortwaehrend wie eine unausgesetzte Drohung in der Hand
gehalten, und doch keine Gelegenheit benutzt, die sich darbot, um eine
energische Klaerung der Situation herbeizufuehren. Das Alles muss endigen,
entscheiden Sie sich Krieg zu fuehren, oder erklaeren Sie offen, dass Sie
rueckhaltslos den Frieden wollen, und handeln Sie danach; die
gegenwaertige Situation ist fuer ganz Europa unertraeglich--'"
Er hielt inne und fragte abbrechend:
"Und welche Haltung wollen Sie diesem Plebiscit gegenueber einnehmen,
welches Ollivier bereits acceptirt hat?"
"Ich habe erst fluechtig darueber mit den mir gleich gesinnten Collegen
sprechen koennen," erwiderte Graf Daru, "es ist eine schwierige
Situation, die man uns da geschaffen. Das Plebiscit hat eine grosse
Popularitaet bei den Massen, und sich demselben widersetzen, wuerde uns
fast als die Vertreter reactionairer Grundsaetze vor den Augen der
oeffentlichen Meinung hinstellen! Doch muessen wir nach meiner
Ueberzeugung auf der andern Seite auch einer fortwaehrenden Appellation
von den gewaehlten Repraesentanten an das Volk selbst ernstlich
entgegentreten."
"So machen Sie doch," sagte Herr Thier
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