hdem sie so lange
gehalten ist und so viel Geld gekostet hat, waere ein grosser Fehler.
Frueher oder spaeter wird ja doch die grosse europaeische Katastrophe zum
Ausbruch kommen. Wenn der Koenig ueberhaupt noch handeln will, so muss er
die Mittel dazu in Haenden behalten."
"Nun," sagte er, "wir sehen uns ja wohl heute Abend noch bei Herrn
Meding, ich will jetzt einen Augenblick den Salon von Herrn Thiers
besuchen, dessen Empfangstag heute ist. Au revoir, meine Herren."
Rasch schritt der kleine, lebhafte Mann weiter, durchschnitt mit grosser
Geschicklichkeit die dichte Menschenmasse auf den Boulevards, wandte
sich dann in die Rue du Faubourg Montmartre und erreichte nach kurzer
Zeit den Platz St. George mit der kleinen Fontaine in der Mitte. An der
einen Eckseite desselben, durch ein hohes, eisernes Gitter von der
Strasse getrennt, lag das von Baeumen umgebene kleine Hotel des Herrn
Thiers. Im Garten desselben dehnte sich der sprichwoertlich gewordene,
wunderbar schoene und sorgfaeltig gepflegte Rasen aus, auf dessen gruener
Flaeche das Auge des beruehmten Geschichtsschreibers der Revolution und
des Kaiserreichs waehrend seiner Arbeiten mit besonderem Wohlgefallen zu
ruhen pflegte.
Einige Coupes hielten vor dem Eingangsthor. Herr Hansen schritt durch
den etwas auswaerts fuehrenden breiten Weg zu der innern Hausthuer hin,
trat in einen kleinen, matt erleuchteten Vorplatz, wo ein Kammerdiener
im schwarzen Anzug ihm den Ueberrock abnahm und dann die Thuer des Salons
oeffnete, indem er mit lauter Stimme den Namen des Eintretenden
hineinrief.
Die beiden, nicht grossen Salons des frueheren Ministers Louis Philipp's
waren mit einer anspruchslosen Einfachheit moeblirt. Der einzige Schmuck
derselben bestand in aeusserst werthvollen antiken Kunstwerken, welche auf
kleinen Consolen und Tischen in den Ecken standen und in wenigen
Oelgemaelden vorzueglicher Meister.
Es waren nur erst wenige Personen in diesen Salons. In dem ersten Zimmer
standen einige Herren in eifrigem, aber etwas leise gefuehrtem Gespraech
beisammen. In dem zweiten, etwas matter erleuchtetem Salon sass auf
einem Canapee vor einem kleinen Tisch Madame Thiers, eine schlanke,
magere und etwas steife Gestalt mit einem fein geschnittenen blassen
Gesicht von kaltem, beinahe strengem Ausdruck, der jedoch in der
Unterhaltung durch eine angenehme, herzliche und gewinnende
Freundlichkeit gemildert wurde. Sie war das Bild einer einfachen
buergerlichen Hausfrau, ni
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