er der Pferde. Fuer gewoehnlich traegt er sich hoechst nachlaessig; als
tuechtiger Soldat verachtet er ein geschniegeltes Wesen, kleidet sich wie
ein gewoehnlicher Offizier, Kopf und Fuesse sind unbedeckt. Aber auf einen
Schmuck der Krieger legt er Werth; er laesst das Haar in drei lange Flechten
legen, welche auf die Schulter herabfallen, und traegt ein weisses
Stirnband." Ausgenommen seine erste Frau, Tsubedsche, hat nie ein Weib
Einfluss auf sein Leben gehabt. Diese aber, die Tochter seines Widersachers
Ras Ali, liebte er leidenschaftlich, und als er sie im Jahre 1858 verlor,
war er kaum zu troesten. Ganz anders ging es seiner zweiten Frau,
_Toronesch_, einer Tochter Ubie's, die er geheirathet, um sich mit der
Familie dieses einst maechtigen Fuersten auszusoehnen. Er verstiess sie
einmal, und Bell, der interveniren wollte, um Skandal zu verhueten, erhielt
eine gehoerige Ohrfeige. Der Fortbestand seiner Dynastie lag dem Koenig
Theodoros nicht minder am Herzen als einem europaeischen Fuersten, und er
behauptete, dass wenigstens einer seiner Soehne ans Ruder kommen muesse,
"denn die Propheten haetten nicht gelogen". Sein aelterer Sohn, von der
Tsubedsche, war ein durchaus verkommener, missrathener Mensch, den der
Vater eines schoenen Tages in einen Eselstall sperren liess, damit er dort
"_en famille_" sei. Der zweite jedoch, Detschas _Maschescha_, wurde 1862
zum Gouverneur von Dembea ernannt, wo er sich durch sein mildes Wesen so
beliebt machte, dass Theodor es fuer gerathen hielt, ihn abzuberufen. "Was
soll dies Buhlen um die Volksgunst? fragte er ihn. Willst du die Rolle des
Absalon spielen und den Vater vom Throne verdraengen?"
Das Auftreten Theodor's war meist theatralisch oder, wie die Abessinier
sagen, fakerer, d. h. ruhmredig. Gesten und Stimme waren berechnet und
Niemand wusste besser als er den Praesidentensitz bei einer Versammlung
auszufuellen. Seine brillante Beredtsamkeit verfehlte selten ihr Ziel und
seine Briefe sind Muster der amharischen Sprache. Die halb kloesterliche
Erziehung, die er in Tschankar erhalten, hatte noch Spuren hinterlassen,
und so galt der Koenig fuer einen sehr gebildeten Mann. Er war in der
Nationalliteratur bewandert und kannte die europaeischen Zustaende. Als
Probe seines Stils moege folgende von ihm eigenhaendig niedergeschriebene
Proklamation gelten: "Von Menilek bis auf die juengste Zeit herab sind alle
Negus dieses Landes nur Histrionen gewesen, welche Gott weder um Geist
noch um
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