Niedersitzen
ausgebreitet waren. Diese befanden sich allein mit dem Fuersten und seinen
schirmtragenden Kammerherren, waehrend im Umkreise von 30 Schritt
Halbmesser andere dienstthuende Hofchargen standen, z. B. die
Peitschentraeger mit langen Stoecken in der Hand, um das neugierige Publikum
abzuhalten.
Nachdem Se. Maj. sehr bereitwillig Erlaubniss zur Ueberreichung der
Geschenke ertheilt, wurden die Diener der beiden Reisenden herangerufen,
die mit gaenzlich entbloesstem Oberkoerper, die Gewaender um den Leib geguertet,
mit den Gegenstaenden erschienen. Jedes einzelne Stueck musste dem Negus
gezeigt und dann vor ihm auf den Boden niedergelegt werden. Die Geschenke
bestanden aus mehreren Sammetteppichen, einem Revolvergewehr, einem sehr
schoenen Revolver nach abessinischem Geschmack mit recht grossem Kaliber,
zwei sehr guten langen gezogenen Pistolen, welche man mit angeschraubtem
Kolben auch als Puerschbuechsen benutzen konnte, einem Hirschfaenger mit
vergoldetem und einem andern mit silbernem Griffe, einigen schoen
gearbeiteten Dolchen mit vergoldeten Scheiden u. s. w. Se. Maj. geruhten
hierauf sich dankend ueber die Geschenke auszusprechen. Im Laufe der
Unterhaltung sprach er seine Verwunderung darueber aus, dass die Tuerkei
bisher noch nicht von den christlichen Maechten erobert sei, ja dass einige
derselben sie sogar gegen eine andere christliche Macht geschuetzt haetten,
wobei er bemerkte: "ein Reich, das sich nicht selbst regieren koenne, habe
keinen Anspruch darauf, selbstaendig zu existiren". Uebrigens erschien der
Koenig sehr ermuedet, war es doch der dritte Tag, an welchem er sich mit dem
anstrengenden Rinderzaehlen beschaeftigt hatte, kein Wunder also, dass seine
Nerven angegriffen waren. Abgesehen von dieser Mattigkeit erschien Koenig
Theodor, ein Mann von etwa 40 Jahren, kraeftig, schlank, wenn auch nicht
gross. Seine Gesichtszuege waren frei; in der Tracht unterschied er sich
kaum von seinen Unterthanen; wie diese ging er barhaupt und barfuss in
dieselbe Schama gekleidet. Das Haar trug er als Krieger in mehrere, dicht
am Kopfe anliegende Zoepfe geflochten.
So war der Mann beschaffen, der als Mittelpunkt des ganzen Lagers dastand,
welches sehr leicht aufgeschlagen wird. Will der Negus, der stets an der
Spitze seines Heeres marschirt, Halt machen, so laesst er an einem passenden
Platze ein kleines scharlachrothes Zelt aufstellen, welches dann als
Mittelpunkt fuer das ganze Lager dient. Dicht vor diesem, a
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