auf den gewoehnlichen
Maulthierpfaden konnte der Moerser unmoeglich durch die Dschiddaschlucht
gelangen, und rasch entschlossen befahl Theodor den deutschen Arbeitern,
die ihn begleiteten, eine Strasse zu bauen. Dieses geschah, waehrend die
Englaender schon im Anmarsch waren, und mit Erstaunen vernahm Theodor, was
er fuer unmoeglich gehalten, dass jene in Zula gelandet seien. Zwei Monate
nahm der Bau der Strasse in Anspruch, denn erst am 15. Januar 1868 war die
Dschidda gluecklich ueberschritten und die Talanta-Ebene erreicht.
Wohlgefaelligen Auges schaute der Koenig auf die fruchtbare Ebene. Die
Weizen- und Gerstenfelder standen in der ueppigsten Pracht, ueberall
wimmelte es von fleissigen Menschen, die den Boden bestellten, von froehlich
singenden Kindern, denn ein Owatsch (Herold) des Koenigs war umhergezogen
und hatte in ganz Talanta verkuendigt: "Kehrt heim ihr Bauern zu eurer
Arbeit, bestellt die Aecker und fluechtet euch nicht. Der Koenig bringt den
Frieden, kein Haar wird euch gekruemmt, euer Eigenthum ist geachtet." Und
friedlich kehrten die, welche schon auf der Flucht waren, in ihre Doerfer
zur gewohnten Beschaeftigung zurueck. Aber Theodor hielt sein Wort nicht; er
brauchte Proviant fuer seine Festung Magdala, fiel ueber die schmaehlich
betrogenen Leute von Talanta her und zog dann ueber den Beschlo in seine
Felsenburg ein.
Unterdessen rueckten die Englaender mit grosser Geschwindigkeit nach Sueden
vor. Ihr Marsch war kein leichter. Besonders muss man bedenken, dass eine
Verbindungslinie von 400 englischen Meilen zwischen dem Meere und Magdala
offen zu halten und durch eine Postenkette zum Schutze des Proviants und
der Munition zu befestigen war. Letzteres war um so mehr erforderlich, als
man auf freundschaftliche Gesinnung der Eingeborenen nur so lange mit
Gewissheit rechnen konnte, als Gewalt und Glueck auf Seite der Europaeer
stand.
Dabei bewegte sich die Truppe mit ihrem riesigen Tross, ihren Elephanten
und Kanonen auf Gebirgen, die unsere hoechsten Alpenpaesse bei Weitem
ueberragen, wie aus der folgenden, in Petermann's Mittheilungen (1868,
S. 180) angegebenen Hoehenlage der hauptsaechlichsten Stationen hervorgeht.
Senafe, besetzt am 6. Dezember 1867, liegt 7464 Fuss ueber dem Meere;
Adigerat (Ategerat), besetzt 31. Januar 1868, 8291 Fuss; Tschelikut 6279
Fuss; Antalo (besetzt 15. Februar) 7935 Fuss; Aladschin-Pass 9630 Fuss;
Aschangi-See 7264 Fuss; Lat (besetzt 31. Maerz) 8478 Fuss; Dasat-Berg 950
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