dem er als steter
Begleiter und Rathgeber allueberall hinfolgt. Er reitet ein prachtvolles
Maulthier und schuetzt sein theures, mit einem ungeheuren weissen Turban
umhuelltes Haupt durch einen grossen buntseidenen Regenschirm, dessen
abwechselnd goldgelbe und violette Faecherfelder weithin sichtbar sind. Ihm
folgt eine grosse Anzahl schmuziger Moenche in einstens weiss gewesene
Gewaender gehuellt oder in gelbes Leder gekleidet; alle tragen das Zeichen
ihres Standes, den Fliegenwedel oder Kuhschwanz. Unter ihren weissen oder
gelben Kappen erblickt man die niedertraechtigsten Gaunerphysiognomien,
sowie die ausdrucklosesten Gesichter, die Abessinien erzeugen kann.
Ploetzlich scheut das Maulthier des Etschege und springt zur Seite: es ist
ein aller Kleider beraubter Todter, der, auf der Strasse liegend, das Thier
beunruhigt. Dem Etschege mit seinen frommen Begleitern folgt eine Reihe
Tabots, fuer deren wunderthaetigsten ein mit rothen Lappen und Lumpen
bedeckter Armsessel aus lackirtem, mit bunten Blumen bemaltem Holz
bestimmt ist. Diese Tabots, deren oft zehn oder zwanzig aufeinander
folgen, sind Holztafeln mit den zehn Geboten oder frommen Spruechen
beschrieben. Jede dieser Platten ist sorgfaeltig mit rothem Baumwollstoff
bedeckt und alle werden in einer langen Reihe hintereinander getragen. Dem
ganzen kirchlichen Prachtzuge geht ein schmuziger Moench voran, welcher
fortwaehrend eine Glocke schwingt, damit Jeder, der da sitzen sollte, vor
den Heiligthuemern aufstehe und ihnen seine Ehrfurcht bezeuge.
[Illustration: Im Lager des Negus. Priester und Krieger. Zeichnung von
H. Leutemann.]
Im vollen Galopp auf guten Maulthieren, die mit klingelnden Gloeckchen
behaengt sind, kommt ein Trupp Schoaner angesprengt; es sind lauter
kraeftige Gestalten, in dunkelbraunen Mack gekleidet, mit dem kurzen, stark
gekruemmten Messer im dicken, die Brust bedeckenden Guertel und mit der
schoen gearbeiteten Lanze auf der Schulter. Wieder andere Bilder! Hier
Lastthiere, schwer bepackt mit Lederschlaeuchen; dort Weiber, die das
Doppelte ihres eigenen Volumens an leeren oder gefuellten Kuerbisschalen
(Gerra) schleppen, welche zum Transport von Butter, Honig, rothem Pfeffer
u. s. w. dienen. Alle schreien und schwatzen, dazwischen klappern die
vielen getrockneten Kuerbisschalen. Keiner dieser Schoenen fehlt indessen
das noethige hoelzerne Kopfkissen in der Form eines fuenf bis sechs Zoll
hohen Leuchters mit einem ausgehoehlten Holzbuegel zum
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