nen Willen gekannt, derart in Wuth,
dass er zuerst beschloss, die alte Garnison aus der Festung zu entfernen und
durch eine neue zu ersetzen; am naechsten Tage jedoch gab er Gegenbefehl,
beschraenkte sich darauf, den Kommandanten abzusetzen und die Besatzung
durch 1000 Mann zu verstaerken. Am 29. Maerz schickte Theodor zu Rassam, den
er in einem seidenen Zelt empfing. Er theilte ihm hoeflich und in seiner
unberechenbaren Weise mit, dass er ihn nur darum uebel behandelt habe, weil
er wuenschte, die Englaender moechten gegen ihn zu Felde ziehen. Darauf
drueckte er den Wunsch aus, er moege Rassam in der englischen Uniform sehen,
was dieser natuerlich zugestehen musste. Umgeben von 400 Offizieren und den
deutschen Handwerkern empfing er den ehemaligen Abgesandten der Koenigin
Victoria, welcher die Ehre hatte, dem koeniglichen Prinzen vorgestellt zu
werden. Alles schien dem Koenige daran gelegen, den Gefangenen moeglichst zu
imponiren, und um diesen Zweck zu erreichen, wurde der beruehmte
Riesenmoerser Theodor's herbeigeschleppt, den dieser "Sebastopol" getauft
hatte. Freudenschuesse begleiteten die Ankunft des Ungethuems, das sich
spaeter als sehr ungefaehrlich erwies. Theodor selbst beaufsichtigte die
Befestigungs- und Wegarbeiten und war darueber, dass er Magdala vor den
Englaendern erreicht, so erfreut, dass er saemmtlichen Gefangenen die Fesseln
abnehmen liess. Nachdem alle Kanonen und Moerser an Ort und Stelle waren,
erkundigte er sich bei Rassam aufs genaueste nach der Zahl der gegen ihn
ausgesandten englischen Truppen. Letzterer erwiderte: man spreche von
10,000 Mann; er glaube aber nicht, dass mehr denn 6000 bis Magdala kommen
wuerden. Darauf hin setzte der Negus auseinander: wenn er noch so maechtig
waere, wie ehedem, haette er die Englaender bei ihrer Landung erwartet und
sie gefragt, was sie denn eigentlich wollten; aber jetzt habe er mit
Ausnahme Magdala's das ganze Land verloren und muesse sich damit begnuegen,
sie hier zu erwarten. Dann befahl er, die Gefangenen in seiner
unmittelbaren Naehe zu halten, waehrend er von seiner luftigen Burg
unablaessig mit dem Fernrohr nach Norden hin schaute, von wo der Feind
kommen musste. Endlich am 7. April sah Theodor die ersten Englaender am
Beschlo anlangen.
Am 10. April ueberschritt auch Sir Robert Napier diesen Fluss und hatte nun
die Feste Magdala in ihrer ganzen Fuerchterlichkeit vor sich liegen. Kuehn
ragten die steilen Felsen gen Himmel, und oben befand sich Theodor
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