Koenigs Theodoros. Nach
englischen Zeichnungen.]
Theodor war ueber den Misserfolg seiner Waffen ausser sich. Zum ersten Male,
seit er die Krone trug, war er ordentlich geschlagen worden, und zwar von
den verachteten "rothen Barbaren". Seine Wuth kannte keine Grenzen, und
das Damoklesschwert schwebte fortwaehrend ueber dem Haupte der europaeischen
Gefangenen. Indessen kuehlte er seinen Zorn nur an den abessinischen
Gefangenen, von denen er ueber 300 vor den Augen der Europaeer hinrichten
und ueber die Felswaelle Magdala's hinabstuerzen liess. Aber soviel sah er
ein, dass er auf die Dauer den Englaendern nicht zu widerstehen vermoege. Am
naechsten Morgen sandte er daher den Missionaer Flad, von zwei abessinischen
Haeuptlingen begleitet, in das englische Lager, um zu unterhandeln. Die
einzige Antwort, die Sir Robert Napier durch diese dem Koenig geben konnte,
war: bedingungslose Kapitulation.
Noch einmal schickte Theodor die Parlamentaere ins Lager, doch Sir Robert
Napier gab ihnen dieselbe Antwort, und traurig waren sie im Begriff, in
die Gefangenschaft zurueckzukehren, als sie auf dem Wege die ploetzlich
freigegebenen Europaeer Cameron, Rassam und einige der Handwerker antrafen.
Am naechsten Morgen wurden alle uebrigen Gefangenen freigelassen, der
Franzose Bardel, den man fuer den schlechten Rathgeber Theodor's hielt,
ausgenommen. Bardel fanden die Truppen spaeter, bei der Einnahme von
Islam-Gie, hinter einem Felsen liegend, krank vor Hunger und Fieber.
Theodor hatte ihn aus Magdala hinausgejagt. Dieser selbst aber war
entschlossen, sich nicht zu unterwerfen und bis zum letzten Augenblicke
auszuhalten. Lieber wollte er muthig untergehen, als feige sich ergeben.
So blieb denn den Englaendern nichts uebrig, als zum Sturm auf Magdala zu
schreiten, welches immer noch von einigen tausend Mann besetzt war.
Die Festung, von steilen Felsen beschuetzt, so erzaehlt ein englischer
Bericht, bot nur zwei Zugaenge, an der Nord- und der Suedseite, die so enge
waren, dass nur ein Maulthier sie jedesmal passiren konnte, und die jeder
zu einem stark verrammelten Thore fuehrten. Das noerdliche Thor war es,
durch welches der Eingang erzwungen wurde. Gegen halb drei Uhr Nachmittags
am 13. April, dem Ostermontag, begann das Bombardement, und nach einer
zweistuendigen Kanonade wurde der Befehl zum Sturm gegeben. Die Truppen
erkletterten den zum Thore fuehrenden Pfad, fanden aber dieses, wie das
umgebende Pfahlwerk, von den Kugeln nur wen
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